Archive for März, 2006

Wiederholung am Freitag, 31.03.06 auf 3sat: Diskussionsrunde zum Stand der Überwachung und weitere Tendenzen.
3sat.online

In der gleichen Sendereihe „delta“ folgen noch Beiträge zur Überwachung in den USA, den aktuellen Stand kommerzieller Konsumentendatenbanken in Deutschland und zu RFIDs: delta

Die Geschwindigkeit des M3-Geldmengenwachstums in Europa beschleunigt sich weiter. Waren es im Januar noch 7,6%, sind es im Februar schon 8,0%.

Schon seit längerem liegt dieser Anstieg oberhalb der Grenze von 4,5%, die die EZB noch als ungefährlich für weitere Inflation ansieht.

Vereinfacht und recht grob gerechnet ergibt die Differenz zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem Wachstum der gesamten Geldmenge (also M3) die wahre Inflationsrate – seit längerem im Bereich zwischen 6 und 7%.

Konjunktur | Reuters.co.de

Ein Artikel auf choices.li fasst kurz verschiedene gängige Definitionen des Begriffs Inflation zusammen und erläutert die Unterschiede. Interessant dabei das Zitat von Alan Greenspan aus den 60er Jahren, also zu Zeiten des US-Goldstandards und als privater Goldbesitz in den USA illegal war. Er nennt den Goldstandard oder physischen Goldbesitz als die einzigen Möglichkeiten Ersparnisse durch Enteignung durch Inflation zu schützen.

Im hinteren Teil des Artikels sind leider falsche Schlüsse und unbewiesene Axiome enthalten, hier ist er nur sehr vorsichtig zu lesen.

Zwei Polizeiangestelle in England nutzen Bilder, die mit den dort flächendeckend vorhandenen Überwachungskameras aufgenommen wurden, um ihr Einkommen aufzubessern und verkaufen aufgenommene Nackbilder. Soetwas wird hier sicher auch in Deutschland bald öfter vorkommen, wenn die Überwachungsinfrastruktur weiter ausgebaut wurde.

Überwachungsbilder: Polizeiangestellte verkaufen Nacktfotos – Panorama – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Bush setzt die Defizitgrenze zum vierten Mal höher. Insgesamt wurde diese Grenze alleine während seiner Amtszeit jetzt schon um 50% hochgesetzt, die Staatsverschuldung ist entsprechend angestiegen, +50% in knapp sieben Jahren.

US-Finanzen: Bush schraubt Schuldengrenze hoch – Wirtschaft – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Pünklich zum ursprünglichen Zeitpunkt 20. März tauchen jetzt immer mehr Artikel zur iranischen Ölbörse in den Mainstream-Medien auf. Am Sonntag der spöttische Bericht auf Spiegel-Online, kurz danach übernommen vom Wiener Standard. Am Mittwoch ein eher wohlwollender vierspaltiger Bericht auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung mit einer kompletten Sonderseite zu den Hintergründen des weltweiten Ölhandels, am Freitag (17.3) eine (sehr lesenswerte) Zusammenfassung der Ereignisse und Zusammenhänge auf Telepolis: Iranische Öl-Börse und am Sonntag (19.3) ein Interwiev im Deutschlandradio mit dem Chefvolkwirt der Deutschen Bank, Norbert Walter.

Bei den Kommentaren zum Telepolis-Artikel hat jemand eine sehr aufschlussreiche Liste von Staaten, die offen darüber gesprochen haben, ihren Ölhandel evtl. weg vom Dollar und hin zum Euro zu bewegen.

Seit einer Woche häufen sich in den Medien Berichte zur weiteren Bevölkerungsentwicklung, so langsam kommt die Tatsache eines schrumpfenden Landes auch in der Öffentlichkeit an. Über die zwingenden Folgen für die wirtschaftlich Entwicklung (fallende Immobilenpreise, massiver Leerstand von Gewerbeimmobilen, Kollaps der Sozialsysteme, Wegfall der kommunalen Einnahmen) findet sich noch immer nicht viel, aber das kommt wohl noch.

Ein Artikel im Spiegel stellt ziemlich drastisch die bereits jetzt auftretenden Effekte des Bevölkerungsrückgangs im Osten vor: Vor allem die qualifizierten wandern ab, nur der Rest bleibt da. Massiver Frauenmangel, nur die falschen Männer (ungebildete und passive) bleiben vor Ort, vollkommene Apathie der Bevölkerung, bereits jetzt werden dort im Durchschnitt (!) 2,5 volle Monate im Jahr (zu je 24h täglich) vor dem Fernseher verbracht. Dazu zwei- bis dreimal so hoher Alkoholkonsum wie in wirtschaftlich gesunden Bereichen der Republik und als fast schon zwingende Folge von alledem ein bereits sehr tief verwurzelter und schnell weiter zunehmender Rechtsradikalismus. Nach Aussage dieses Artikels wird der Osten sich mittelfristig faktisch vom Westen abspalten.

Deutsche Provinz: Verlassenes Land, verlorenes Land – Politik – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Eine (allerdings ziemlich links orientierte) Zeitschrift berichtet über eine kürzlich in der NY Times veröffenlichte Neuübersetzung der wesentlichen Reden Ahmadinedschads aus den letzten Monaten. Diese Neuübersetzung weicht in allen wichtigen Kernaussagen, die so viel Staub aufgewirbelt haben, massiv und vollkommen sinnentstellend von den seinerzeit über die großen Nachrichtenagenturen verbreiteten Fassungen ab.

Diese Neuübersetzungen lesen sich wie sachlich nachvollziehbare Reden eines vernunftbegabten Politikers, im Gegensatz zu den rational in keinster Weise nachvollziehbaren bekannten Fassungen.

Bleibt die Frage: Welche Fassung ist jetzt die echte? Perser kenne ich, jetzt brauche ich noch das persische Originalmanuskript, dann könnte ich das mit ihrer Hilfe nachprüfen.

Sollte die Neufassung korrekt sein, hätten wir den ersten klar nachvollziehbaren Beweis großflächiger Meinungsmanipulation (vulgo: Propaganda) in dieser Sache. Der nächste Schritt wäre dann es dann, die Sache mit den Karrikaturen zu verstehen. Dann würde sicher auch klar werden, wer den Zauber anzettelt.

Kein Krieg! – Drohender Kriegsschauplatz Iran

Unklar bleibt die Glaubwürdigkeit der Übersetzung (Interessanter Beitrag hierzu bei Telepolis). Wenn die offizielle Version so offensichtlich falsch ist: Warum gibt es keine Richtigstellung durch iranische Botschaften? Interessanterweise ähnelt die englische Übersetzung von Al-Jazeera auch stark der im Westen verbreiteten aggressiven Version. Und die sollten ja nun eigentlich zu eine qualifizierten Übersetzung in der Lage sein.

Spiegel Online berichtet mit einem zwischen leicht amüsiert und leicht genervt schwankenden Unterton über sich im Netz ausbreitende Berichte über die iranische Ölbörse. Sie halten die ganze Sache im Kern für überbewertet und glauben aus mehreren Gründen nicht, dass sich in naher Zukunft ein wirtschaftlich relevantes Handelsvolumen erreichen lassen wird.

Alle Kritikpunkte sind nicht von der Hand zu weisen und entsprechen auch meiner Skepsis gegenüber solchen marktschreierisch aufgemachten Ankündigungen, die die übernächste Woche schon jetzt zu einer historischen Zäsur erklären und in eine Reihe mit dem 9. November 1989 stellen wollen.

Aber deshalb gleich die gesamte These als Unfug vom Tisch wischen? Wunder passieren nicht über Nacht, die Börse wird ganz sicher eine Anlaufphase brauchen, ein paar Jahre wird’s wohl dauern. Erst dann werden wir beurteilen können, wie es gelaufen ist.

Bush vs. Iran: Die Legende vom Petro-Euro-Krieg – Wirtschaft – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Der Artikel enthält eine sehr lohnende Linksammlung, die alle wichtigen Artikel zu Thema zusammenfasst.

Dietmar Siebholz spricht über die fundamentalen Unterschiede in der Verschuldungsstruktur und der Verwendung von Staatsanleihen heute und in den 60er Jahren.

Früher wurden Staatsanleihen zur Finazierung von großen, dauerhaften Investitionen aufgenommen. Heute dienen sie in der Regel nurnoch zur Umschichtung von Altschulden und für die Zinszahlung.

Besonders deutlich wird das Ausmaß der Kassenknappheit bei der vor einigen Jahren erfolgten Ausgliederung der Post-Rentenverbindlichkeiten in eine eigene Anleihe.
GoldSeiten.de – Aktuelles vom Kapitalmarkt: US-M3-Daten und Bondmärkte von Dietmar Siebholz