Maria allein zuhaus

Übermorgen kommt Michael wieder zurück. Ich kann es kaum erwarten, ihn endlich wieder zu sehen, wenn ich auch in dieser Zeit immer gut beschäftigt war. So hatte ich mal Zeit, das Haus so richtig auf Vordermann zu bringen. Auch im Garten war immer etwas zu tun. Doch all zu viel gab es im Garten nicht zu tun, denn: die Regenzeit hat anscheinend wieder angefangen. Normalerweise schnellen die Temperaturen im März  sowohl tagsüber als auch nachts ziemlich in die Höhe. Doch ich saß hier mit dicken Sachen und war und bin immer noch glücklich, dass unser Haus  verschließbare Türen und Fenster hat. Ich war mir nicht zu schade, Unterhemd und Socken  zu tragen. Da fehlte mir auch nicht der Pool, den wir abgebaut haben, da die Pumpe seinen Geist aufgegeben hat. Ich genoß eher die heiße Dusche. Noch ein paar Tage, dann ist  der Spuk vorbei, hoffentlich! Sonst müssen wir Mitte April Songkran, das buddhistische Neujahrsfest, noch ausfallen lassen, und das ist doch Michaels Leidenschaft;-) Das möchte ich nicht erleben.

Aber es ist ja auch nicht so, dass ich nur zuhause herum sitze. Nein, denn ich hatte sogar  „Männerbesuch“ aus Deutschland. Ein guter Freund aus Heidelberger Zeiten und sein Kumpel machten mit „Neckermän“  eine Rundreise durch Thailand. So führte sein Weg auch nach Chiang Mai. Nachdem wir uns ca. sieben Jahre nicht mehr gesehen hatten, gab es natürlich viel zu erzählen. Aber leider sahen wir uns nur für einen Abend;-(

Doch ich hatte auch schon wieder etwas vor:  Zwei Tage später bin ich für eine Woche in ein buddhistisches Meditationszentrum gegangen. Ich war sehr gespannt und aufgeregt, was mich da wohl erwarten würde.  Am Nachmittag gab es eine Eröffnungszeremonie und eine Einweisung in die Meditationsformen. Es gab eine Lauf- und eine Sitzmeditation, die dann von Tag zu Tag erweitert wurden. Nun galt es, sich darauf zu konzentrieren. Und das war der ausschlaggebende Punkt. Ich spürte, dass es von Mal zu Mal besser wurde. Aber ich mußte auch immer wieder Rückschläge einstecken. Aber im nachhinein war die Woche eine super Sache. Ich kann es nur allen empfehlen, die für so etwas offen sind. Wenn ihr lust habt, dann schaut euch doch mal die Seite an: www.fivethousandyears.org  Die anderen sollten es sich auch noch einmal überlegen;-) -Doch am Anfang wußte ich nicht so recht, was ich von allem halten sollte. Wir hatten alle weiße Kleidung an. Die Leute, die mir auf dem Gelände entgegen kamen, wirkten alle sehr abwesend. Sie waren völlig in sich gekehrt, guckten mich gar nicht richtig an. Es wirkte wie auf einer geschlossenen Abteilung. Beim Essen hatte jeder sein kleines Tischchen, auf dem auch ein Zettel lag, auf dem stand, welche Gedanken wir uns über das Essen machen sollten. Jeder war für sich , und reden war insgesamt untersagt. Aber, könnt ihr euch vorstellen, ich und schweigen? Es war nicht einfach. Ich hatte eine nette Deutsche, Rike, kennen gelernt, mit der ich mich sehr gut verstanden habe. Sie wohnt ca. 100km von Chiang Mai entfernt und wir wollen in Kontakt bleiben. Wie schon gesagt, wir haben uns dann oft flüsternd unterhalten.  Unser Tagesablauf war folgendermaßen:

5:00Uhr aufstehen

5:30Uhr Dhamma Talk (die buddhistische Lehre)

7:00Frühstücken

11:00Uhr Mittagessen (letzte Mahlzeit am Tag)

13:30 Uhr Meditationsgespräch mit Mönch

18:00 Uhr Chanting

21:30 Nachtruhe

In den Zwischenzeiten haben wir meditiert. Das Zentrum  wurde von einem Mönch geleitet, der unser „teacher“ war, einem jüngeren Mönch, der mit uns das Chanting gemacht hat, und von einem jüngeren ehemaligen Mönch, der für das Büro zuständig war und uns begrüßt und auch eine Einführung gegeben hat. Er ist bis Dezember 2010 im Kloster gewesen und hat dann seine Tracht abgelegt. Im Buddhismus ist das möglich. Übrigens, nach ein paar Tagen lief ich genau so herum wie die anderen: Völlig entspannt und ausgeglichen:-)

Abends sind wir oft zum Tempelgelände des Wat Phradhat Doi Suthep gegangen, zu dem das Zentrum gehört. Wir hatten den Tempel mit ein paar Mönchen und vereinzelten Touristen für uns ganz allein. Die goldene Stupa mit den goldfarbenden Glöckchen, die goldenen Buddhafiguren und das Gold, zum Teil goldfarbend, an den Gebäuden. Alles leuchtete im gelben Licht. Es ist unfassbar! Du bist einfach nur noch berauscht. Und dann noch der Blick vom Tempelgelände auf die Stadt Chiang Mai. Alles bei Nacht. Ihr müßt einfach kommen und es mit eigenen Augen sehen. Das war jetzt eine Einladung;-)

Doch was am Donnerstag passierte, hatte ich vorher noch nicht erlebt. Ich lag gegen 21:00 Uhr in meinem Bett und laß noch ein wenig über die Vipassana (Vi-klar, Passana-sehen) Meditation. Auf einmal klappert das Dach, das ganze Haus schüttelte. Ich dachte nur, oh ist das witzig, das Haus rumpelt. Doch dann: Oh mein Gott, ich glaube, das ist ein Erdbeben. Im Nuh stand ich und bin direkt aus meinem Zimmer auf den Weg gelaufen. Auch die anderen kamen . Eine brachte sogar ihr Kopfkissen und die Schlafdecke mit. Das fand ich schon merkwürdig. Rike hatte alle ihre Wertsachen eingepackt und ist raus. Und ich habe nur an mein nacktes Leben gedacht.- Es gab noch ein kleines Nachbeben, aber das habe ich nicht mitbekommen. Wahrscheinlich, weil ich gerade wie wild nach einer Netzverbindung gesucht habe, um meinen Nachbarn an zu rufen und zu fragen, was denn los sei. Hat zum Schluß auch geklappt.

Nach einer Woche ging ich dann schweren  Herzens wieder nach Hause. Der Abschied fiel mir wirklich nicht leicht. Aber ich werde wieder kommen, das weiß ich!

Gut, zu Hause war alles beim alten. Dachte ich. Sogar die trächtige Katze lief mir über den Weg. Ah, ja, O.K. -Gestern abend habe ich dann noch einmal den Garten gesprengt, kann ja nicht schaden. Als ich wieder im Haus war, hörte ich ein leisen fiepen. Ich bin dann in die Richtung gegangen, von wo es her kam, aber ich sah nichts. Also ging ich wieder ins Haus. Als ich noch einmal nach draußen ging, hörte ich schon wieder das Fiepen. Nah, dann will ich noch einmal nachschauen. Und siehe da, meine rotgetigerte Katze aus dem Wurf vom März! letzten Jahres lag in der gleichen Ecke, wo schon ihre Mutter gelegen hat, und vier klitze-kleine Kätzchen, drei rote und ein schwarzes, lagen bei ihrer Mama. Sie sind einfach goldig. Wer da wohl der Vater war? Mein geliebter kleiner schwarzer Kater, der auch erst im letzten Jahr geboren wurde. Haben sich also meine beiden Lieblingskatzen gefunden:-) Ob die zweite trächtige Katze aus unserer Nachbarschaft auch in unseren Garten hinter der Zierbanane werfen wird. Doch sie habe ich noch nicht wieder gesehen. Vielleicht hat sie ein anderes kuscheliges  Eckchen gefunden.

Gerade kommt die Sonne heraus. Das muß ich nutzen:-)

Bis zum nächsten mal

eure Maria

Sorry, die E-mail ist ja viel zu lang geworden!

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Eine Antwort zu Maria allein zuhaus

  1. Helen sagt:

    Das war ja gar nicht schwierig, dich zu finden……google machts möglich! Ich habe jetzt soeben eine gute Stunde damit verbracht, eure spannenden Berichte zu lesen. Und ich erinnere mich nur zu gerne an den Sonntag, an dem wir zum Doi Suthep hochgewandert sind und dann inmitten Tausenden von Leuten den Tempel angeschaut haben. Es war sehr beeindruckend, aber natürlich ist es sicher noch viel spezieller, mitten in der Nacht dort zu sein. Ich bewundere deinen Mut, eine ganze Woche ins Kloster zu gehen! Hier in der Schweiz ist es sommerlich warm, aber manchmal vermisse ich Chiang Mai schon ein bisschen. Auch Werner findet nun, er möchte bald wieder nach Südostasien reisen und dann etwas mehr Zeit haben! So freue ich mich vorerst an euren spannenden Berichten und wünsche euch ein schönes Osterfest (das gibt es sicher auch in irgend einer Form, so mit kitschigen Osterhasen oder?)
    Liebe Grüsse
    Helen

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