Wochenende in Bangkok

Was haben wir eigentlich die letzten 10 Jahre über gemacht? Ich wusste ja gar nicht, was es hier sonst noch so gibt! Ich habe heute in Bangkok richtige Altstadtecken entdeckt, sportelnde Thais in einer Mischung aus Münsteraner Südpark und Münchener Englischen Garten, das Paradies auf Erden und Weißwurst mit Brezel – alles an einem einzigen Tag! Ach ja, und natürlich die Soi Cowboy…

Heute morgen bin ich in Bangkok angekommen und war den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Und kannte nichts. Plötzlich bin ich völlig ahnungslos eine richtig lauschige breite Allee an einem Kanal entlanggeschlendert, rundrum kleine, zweistöckige Geschäftshäuser irgendwo aus der Kaiserzeit und ein Verkehr wie in einem korsischen Bergdorf gegen zwei Uhr nachmittags. Fussgänger, sogar ein paar Radfahrer. Eine fast Fussgängerzone, schön bunt mit Fähnchen geschmückt, alte Leute arbeiten in kleinen Handwerksbetrieben und hantieren mit uralten hölzernen Werkzeugen wie aus dem Freilichtmuseum. Ja wo bin ich hier eigentlich? Ich hatte noch nicht einmal Gerüchte darüber gehört, das es solche Ecken in dieser Stadt tatsächlich noch geben soll.

Mittlerweile gibt es hier ja sogar eine U-Bahn und zwei S-Bahn-Linien. Eine richtig schicke U-Bahn übrigens, sehr viel edler gemacht als die üblichen europäischen (ausser Moskau natürlich). Alles sehr gut designed, sieht gut aus, funktioniert super, edles Material – sie haben es richtig krachen lassen mit Marmor, Granit, Glas und Edelstahl. Und es ist mir sogar gelungen aus dem Fahrkartenautomaten sofort im ersten Anlauf die passende Fahrkarte zu ziehen – ohne auf die englischen Texte umzuschalten! Versuch das mal in München. Wobei es da ja auch wieder keine Rolle spielt, ob man die Anzeigesprache versteht oder nicht…

Jedenfalls fühlte sich die Stadt heute komplett anders an als sonst. Nicht so dieses chaotisch-gammelige von Banglampoo und der Lan Luang Rd, sondern nach einer „richtigen“ Stadt. Kein ein provisorischer Zwischenzustand, sondern etwas dauerhaftes. Nicht nur gammeliger Beton und dreistöckige Schnellstraßen, sondern auch gepflegte Grünstreifen, kleine Häuschen mit Garten und Plätze mit Bäumen.

Ich wohne diesmal ganz am anderen Ende der Stadt, ganz hinten auf der Sukhumvit Road, dicht beim neuen Messegelände, fast schon am Flughafen. Hier war ich noch nie und so scheint es den meisten anderen Ausländern auch zu gehen, denn hier gibt es keine wartenden Tuk-Tuk-Fahrer und T-Shirt-Stände. Noch nicht einmal die Moped-Taxifahrer sprechen mich an. Hier bin ich einfach irgendwer.

Morgen beginnt hier eine für mich sehr interessante Messe wo ich auf ein paar passende Firmen hoffe. Die letzte Woche war ziemlich langwierig mit den Vorbereitungen, aber jetzt habe ich alles zusammen mich in den letzten Tagen auch noch fast kompett neu eingekleidet. Es kann also losgehen.

Das Paradies auf Erden

Ein paar von euch kennen vielleicht noch die Hobbytronik in Dortmund aus ihrer besten Zeit, den 80ern und den frühen 90ern. So ungefähr müsst ihr euch Ban Mo vorstellen, einen kompletten Stadteil in Bangkok, der aus nichts anderem als Elektronikläden besteht. Bloß, dass sie hier keine kaputten Festplatten unters Volk werfen. Auf die Sache mit dem kaputt würde ich vielleicht nicht direkt wetten, aber zumindest geworfen wird garantiert nicht.

Den Tipp zu diesem Viertel habe ich (unglaublicher Weise erst heute) im Pantip Plaza bekommen, einem riesigen Computer-Einkaufzentrum mit fünf riesigen Etagen und hunderten von einzelnen Läden von dem ich bisher immer dachte, er sei das Zentrum der Welt. Aber jetzt kenne ich die Wahrheit: Ban Mo Plaza. Mittendrin in Ban Mo mit (mindestens) drei Etagen und noch immer unbekannter Ausdehung. Ich bin innendrin nur sehr sporadisch und unregelmäßig auf kurze Wandabschnitte gestoßen, dafür immer wieder Zwischentreppen und Halbetagen. Vermutlich ist von dem eigentlichen Gebäude nie mehr als das Grundgerüst fertiggestellt worden und der Rest gehört schon zu irgendwelchen Nachbargebäuden.