Maria ist weg! Nur für ein paar Wochen, aber bis dahin muss ich mich alleine darum kümmern, den Rasen am Leben zu erhalten. Alle sechs Monate muss Maria zu ihren Untersuchungen und jetzt ist es schon so weit: Das erste halbe Jahr ist so gut wie rum und sie ist heute früh wie geplant nach Deutschland geflogen. Wann genau sie wieder zurück sein wird ist noch nicht klar, aber wir rechnen im Moment mit ungefähr sechs Wochen. Genug Zeit für alle Arztbesuche, ihre Familie und ein paar Freunde.
Unser Haus fühlt sich jetzt ohne sie sehr leer an. Die naheliegende Lösung, in der Stadt eine sehr hübsche Vertretung für sie anzuheuern, hat sie mir aber leider schon verboten, also werde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen 😉 Viel Zeit für mich für eine kleine Reise in die Vergangenheit.
Zeitsprung
Die Luft riecht nach Pertinax, der PVC-Boden ist völlig abgetreten, im Schaufenster liegen dutzende von Lautsprechern und Frequenzweichen, schon ziemlich verstaubt. Gleich beim Eingang steht der Ständer mit den Kabelrollen, die Wand am Ende des Ladens besteht aus Kleinteilemagazinen und überall hängen kleine Tütchen mit Elektronikbausätzen, Lochrasterplatinen oder Batterieclipsen. Ich fühle mich schlagartig wieder wie in den 80ern, zu Beginn meiner Elektronik-Bastel-Zeit. Genau der gleiche Geruch, genau die gleichen Kleinteilemagazine, die gleiche Raumaufteilung im Laden und genau die gleiche ruhige Atmosphäre. Selbst die Hintergrundmusik (Dire Straits) und die Bauteilauswahl (NE555, 741, Kohleschichtwiderstände) passen perfekt. Sogar einen echten Z80 habe ich dort noch gesehen! Und ich dachte, die wären seit gut 20 Jahren als selbstständige Bauteile ausgestorben.Ich habe mich in dem Laden vom allerersten Augenblick an sofort heimisch gefühlt und konnte gleich ordentlich zulangen, denn neben solchen Museumsstücken führt er auch die wichtigsten Produkte zeitgenössischer Halbleiterproduzenten und natürlich die üblichen Werkzeuge und Messgeräte. Seit einer Woche bin ich jetzt wieder stolzer Besitzer einer kleinen Elektronik-Werkstatt und in meinem Arbeitszimmer riecht es immer öfter nach Lötdampf.
Im Moment kann ich endlich ein Bastelprojekt angehen, das mir schon seit mehr als fünf Jahren im Kopf herumspukt. Bisher hatte ich nie Zeit dafür, jetzt ist es aber sogar sehr nützlich als Aufhänger für die Einarbeitung in einen neuen Prozessortyp. Und ganz alleine, ohne Frau, kann ich mich jetzt in den nächsten paar Wochen wunderbar von morgens bis abends mit nichts anderem beschäftigen.
Maria meint, seit neustem strahle ich wieder so richtig.