Birma Nachtrag: Shan-State und Fazit

Jetzt reiche ich endlich einen alten Text über die letzte Woche in Birma nach. Zu der Zeit gab es eine komplette Internetsperre im Land, ich konnte nichts wegschicken. Es geht um kryptische Ortsnamen, langsames Leben in den Bergen und chinesische LKWs. Außerdem noch mein persönliches Fazit nach vier Wochen Birma.

Zungenbrecher

Die letzte Woche waren wir ganz im Osten, im Shan-State, kurz vor der chinesischen Grenze, in der kleinen Stadt Hsipaw. Die Gegend dort ist nicht nur sehr gemütlich, beschaulich und relativ kühl, sondern fällt schon auf der Landkarte durch seine völlig unaussprechlichen Ortsnamen aus. Von „Pyin O Lin“ hatte ich ja schon kurz geschrieben.

Aber was meint ihr, wie spricht man „Hsipaw“ aus? Klar, seht ihr sofort: Tschipoar. Logisch, oder? Die Nachbarstadt heisst übrigens Kyaukme. Gesprochen dann als „Tschockmi“. So ähnlich wie die Währung hier, der Kyat, der sich als „Tschad“ ausspricht. Warum „Kalaw“ dann aber wirklich ganz einfach „Kalaw“ heissen darf, haben wir noch nicht herausgefunden. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es dort so viele Touristen gibt? Oder ist es umgekehrt und die Touristen fahren dort hin, weil sie wenigstens diesen Namen aussprechen können? 😉

Landleben

Hsipaw („Tschipoar“, ihr erinnert euch) liegt wie gesagt mitten im Nirgendwo. Das allerwichtigste am Ort ist wohl die Straße nach und von China. Bis vor nicht allzu langer Zeit war sie nur 3m breit, aber trotzdem die einzige Landverbindung nach Birma überhaupt. Mittlerweile ist sie auf gut die doppelte Breite ausgebaut und nicht mehr die einzige Verbindung, aber noch immer eine der wichtigsten. Das sieht man vor allem daran, dass man ab mittag besser nicht mehr zu nah an den Ortskern herangeht, denn dann brettern dort die schweren Laster von und nach China durch und produzieren neben einem enormen Lärm auch Unmengen tiefschwarzer Abgasschwaden und eine durchgehende dichte Staubwolke.

Zum Glück gibt es aber noch Charlie’s Guesthouse, offenbar der Traveller-Treffpunkt im Osten. Am zweiten Abend saßen wir dort plötzlich mit 15 anderen Reisenden zusammen auf dem großen Balkon. So viele Reisende haben wir bisher hier im Land noch nie auf einen Haufen gesehen, bisher waren sechs Leute schon eine aussergewöhliche Zusammenrottung. Und diese Häufung ausrechnet am Ende der Welt, in einem Ort, wo wirklich nichts los ist. Aber genau deshalb wollten alle dahin.

Denn in Hsipaw ist wirklich gar nichts los. Einfach nur Ruhe und Gemütlichkeit. Man kann dort sehr schöne Spaziergänge über die Felder und durch die Nachbardörfer machen. Die Wege sind meistens nur ein paar Zentimeter breit und führen auf den Terrassenbefestigungen der Reis- und Gemüsefelder entlang. Unterwegs kommen einen dann immer wieder Leute aus den Dörfern rundrum mit ihren hölzernen Ochsenkarren entgegen oder eine kleine Pferdekarawane auf dem Rückweg vom Markt. Die Leute dort sind schon so weit an Touristen gewöhnt, dass sie einfach kurz freudlich grüßen und dann weiterarbeiten, man wird nicht groß beachtet und es bilden sich keine Menschenansammlungen um die Marsmenschen herum. Keine bettelnden Kinder, keine Souvenier- und Postkartenverkäufer, sondern Leben pur: Das war das erste Mal, dass wir uns hier im Land so richtig wohl gefühlt haben.

Abflug

Nach einer 20-Stunden-Gewalttour sind wir aus dem Shan-State im Nordosten wieder zurück in Yagoon. Unser Visum läuft übermorgen ab, deshalb haben wir uns heute morgen gleich noch flink einen Flug zurück nach Bangkok besorgt. Für übermorgen waren nur noch die ganz teuren Plätze frei (164 US$ mit AirAsia, so einer Art Super-Ryanair – da ist selbst die Thai noch günstiger!), aber morgen gab es noch ein paar günstige Sitze, wir fliegen also schon morgen früh.

Dieser eine Tag ist auch kein großer Verlust, wir sind mit Yangoon erstmal durch. Es ist tagsüber einfach viel zu heiss, um irgendwo unterwegs zu sein. Im Schatten ist es auch nicht anders als in Bagan, aber die Sonne brennt hier mit einer enormen Kraft. Die allermeisten Einheimischen gehen mittlerweile nicht mehr ohne Sonnenschirm auf die Straße, das war vor zwei Wochen noch anders. Und da war es schon ziemlich heiss. Wenn das denmächst in Chiang Mai auch so aussieht, brauchen wir noch ganz fix einen Plan B, so hat das dort ausserhalb von Songkran keinen Sinn.

Fazit Birma

Vor der Reise haben wir im Netz fast nur restlos begeisterte Reiseberichte gelesen. Aber die allermeisten, die wir unterwegs getroffen haben, haben genau wie wir eher gemischte Gefühle dem Land gegenüber entwickelt, mehrere haben sogar ihre Tour vorzeitig abgebrochen. Die Leute in Yangoon und Bagan sind extrem nervig und anstrengend, die ewige plumpe Bescheisserei hat uns da gewaltig den Spass vermiest. Ausserhalb dieser beiden Touriecken ist es dann aber wieder entspannt und angenehm, aber so richtig heimisch gefühlt haben wir uns auch dort nicht. Das war in Thailand und Laos vor ein paar Jahren ganz anders.

Insgesamt: Bagan alleine lohnt den Aufwand trotz allem und wir werden zu einer anderen Jahreszeit noch einmal wiederkommen. Aber dann keinerlei vermeidbaren Aufenthalt in Yangoon und am liebsten ganz klein unterwegs, dicht bei den Leuten. Ideal wäre eine Radtour zwischen Mandalay, Shan-Bergen und Bagan. Oder vielleicht der tiefe Süden mit dem Schiff.

Weitere Pläne

Morgen früh geht es zurück nach Bangkok. Wir werden versuchen, uns eine Zwischenübernachtung zu ersparen und gleich einen Bus oder Zug nach Chiang Mai zu erwischen. Ob das klappt, wird sich morgen zeigen, von hier komme ich wegen der Internetsperre im Augenblick leider nicht an Fahrpläne ran.

In Chiang Mai wollen wir uns dann für zwei Wochen niederlassen. Eine Woche Stadt, Umgebung, Wasserfälle, vielleicht eine Motorradtour im Norden, danach eine knappe Woche Ausnahmezustand zu Songkran, dem thailändischen Neujahrsfest. Der Rest hängt dann vom Wetter ab, wir werden sehen.

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