Mittlerweile haben wir den Wagen schon drei Mal komplett aus- und neu wieder eingeräumt. Es gibt wohl keinen einzigen Gegenstand, der sich noch an der Stelle befindet, wo wir ihn bei der Abfahrt in Münster verstaut hatten. Es wird von Mal zu Mal besser, aber eine echte Routine, dass jeder genau weiß, welchen Handgriff er als nächstes zu tun hat, wir uns nicht gegenseitig im Weg stehen und das alle Dinge ihren festen Platz haben, hat sich noch immer nicht eingestellt.
So ganz, ganz langsam kristallisiert sich jetzt nach und nach heraus wie ein für uns passender Ausbau aussehen sollte. In der Woche in Islamabad habe ich schon eine ganze Reihe von Kleinigkeiten um- oder eingebaut die uns schon die ganze Zeit über genervt haben. Schrittchen für Schrittchen nähern wir uns dem Punkt, dass vielleicht tatsächlich einmal alle unsere Dinge irgendwo ihren festen Platz haben und während der Fahrt wirklich nichts mehr auf den hinteren Sitzbänken rumliegt und den Zugang zu den Staukisten blockiert. Ein paar Sachen sind noch über, aber da haben wir schon ein paar gute neue Ideen in der Hinterhand wie wir das hinbekommen können. Das wird allerdings eine größere Umbauaktion werden, das können wir nur an einem Ort machen lassen, wo wir für einige Wochen bleiben wollen.
Die Sache mit einer festen Ordnung ist momentan ein ganz zentraler Punkt für uns. Es ist für die gesamte Reise sehr belastend, wenn wir einen guten Teil unserer Zeit damit verschwenden, Dinge zu suchen, die der andere zwischendurch „mal eben“ aus dem Weg gelegt hat. Nach irgendwo, weil es keinen festen Platz dafür gibt. Das sorgt regelmäßig vollkommen unnötigerweise für schlechte Laune und lenkt uns oft von der eigentlichen Reise ab.
Das ist wohl der Hauptvorteil einer klassischen Rucksackreise: Jeder hat nur wenige Dinge dabei, so kann der Kopf freibleiben für die Eindrücke der Reise. Uns gelingt das leider bisher noch nicht so recht, wir sind noch immer zu sehr mit der Technik und der Organisation beschäftigt, statt uns geistig auf das Land einzulassen. Wenn ich über einen Bazar schlendere achte ich nicht auf die Atmosphäre und die Leute rundherum, sondern suche nach „exotischen“ Souveniers wie 2,5mm-Litze, einer M5x20er Schraube, Rundkopf mit Kreuzschlitz, Einbauzubehör für Lautsprecher oder einer Gardinenstange.
Diese Erfahrung teilen aber offenbar alle Autofahrer mit uns. Jeder seufzt erstmal tief und spricht uns Mut zu wenn wir bei einem (natürlich alkoholfreien) Bier unser Leid klagen: Die ersten drei bis sechs Monate hatten sie alle tausend andere Dinge im Kopf. Ein holländisches Paar mit einem großen Mercedes-LKW hat sogar vor der Abfahrt die letzten drei Monate nur noch in dem Auto gewohnt – eine sehr gute Idee, um wenigstens die allergröbsten Probleme schon vorher zu erkennen. Aber auch sie haben dann noch lange Zeit unterwegs weitergebastelt.
Wunschliste
In absehbarer Zukunft stehen uns auf jeden Fall noch zwei große Umbauten am Auto bevor: Wir wollen die Inneneinrichtung deutlich umbauen lassen und wir brauchen dringend Stauboxen in den riesigen ungenutzten Hohlräumen der beiden Radkästen. Bevor diese Dinge nicht erledigt sind, werden sich viele unserer Gedanken weiterhin um unserer Gepäck drehen statt sich um das Land zu kümmern.
Dazu haben wir noch etliche Ideen für Dinge, die das Leben erleichtern könnten, die aber nicht unbedingt notwendig sind. Z.B. ein spezieller beweglicher vorderer Dachgepäckträger um das Verzurren zu vereinfachen oder ein zusätzlicher Dieseltank im Radkasten. Diese Dinge haben aber Zeit, da blockiert nichts unsere Gedanken.
Aber so ganz langsam wird es ruhiger, das seht ihr schon an der Maillawine, die im Moment auf euch losrollt. Da habe ich noch etwas in der Hinterhand…
Also bis dahin,
Maria und Michael