Camping in Islamabad

Wir hatten jetzt ein paar ruhige Tage in Lahore und ich habe ganz, ganz fleißig geschrieben. So viel, das es für eine Mail eindeutig zu viel geworden ist. Also heute erstmal der erste Teil:

Islamabad

Islamabad war im Prinzip nur ein einwöchiger Zwangsaufenthalt für uns um an das Visum für Indien zu kommen, trotzdem hat es uns sehr gut getan und wir sind sogar noch etwas länger geblieben, insgesamt zehn Tage. Damit ist es der mit Abstand längste Aufenthalt an einem Ort bisher.

Bisher haben wir immer nur vereinzelt andere Touristen getroffen, in Islamabad wurde das zum ersten Mal anders. Die meisten Überland-Reisenden tauchen hier auch auf um sich entweder das Visum für Indien oder den Iran zu besorgen. Der Campingplatz der Stadt ist unter den Autoleuten auch sehr bekannt, wer mal wieder Leute treffen möchte, kommt hierher.

Tagsüber habe ich praktisch durchgehend am Auto gebastelt oder war unterwegs, um notwendige Teile zu besorgen und abends waren wir immer mit verschiedenen Leuten unterwegs. Eine Woche vorher, zu Silvester, hatten wir am Derawar Fort in Cholistan ein paar Deutsche getroffen, die in Islamabad für verschiedene Hilfsorganisationen arbeiten. Sehr praktisch, denn sie wussten genau, welche Restaurants etwas taugen und wo man den besten Tee trinkt.

Teekränzchen

Alkohol gibt es in Pakistan nur mit einer Lizenz, die von den Meldeämtern nur an Ausländer ausgestellt wird, die nachweisen können, kein Moslem zu sein. Dieser Säuferschein kostet 100 Rupien pro Monat (ca. 1,30€) und wird in den Pass gestempelt, damit kann man an den (wenigen) Alkoholläden einheimisches Bier und etwas, das sie hier „Whisky“ nennen, kaufen oder die wenigen Restaurants mit Schanklizenz besuchen.

Zumindest theoretisch. Praktisch kann man auch einfach zum Chinesen im Jinnar Market gehen und im Restaurant einen „special tea“ bestellen. Der wird dann in chinesischen Porzellan serviert, ist schön kalt, gelblich und hat kräftigen weißen Schaum obendrauf. Schon schlau, die Chinesen 😉

Wir sind mittlerweile aber schon nichts Gutes mehr gewöhnt und hatten schon nach einer Kanne pro Nase am nächsten Morgen etwas Probleme. Irgendwie schmeckt uns das alkoholfreie Bavaria-Bier (aus Holland importiert) besser als das pakistanische Echte. Weit ist es gekommen mit uns.

Ribbon Eye Steak

Auf dem Campingplatz stand schon ein französisches Paar mit einem Landrover, Mouna und Laurent. Sie sind gerade auf dem Rückweg von Indien und Laurant entsprechend vollkommen ausgehungert nach einem ordentlichen Stück Rindfleisch. Passenderweise gibt es in der Nähe einen erstklassigen Metzger mit fantastischem Fleisch zu unglaublichen Preisen. Rumpsteak 240 Rs/kg (ca. 3€) und Rinderfilet auch nur 280 Rs/kg (ca. 3,50€)! Jetzt konnten wir auch zum ersten Mal mit unserem kleinen Faltgrill punkten und sind mittlerweile total begeistert wie gut das Ding grillen kann. Winzig klein, trotzdem locker ausreichend für vier Personen mit viel Rindfleisch. Maria hat jeweils tollen Salat gemacht, Folienkartoffeln dazu – perfekt. Insgesamt haben wir dreimal gegrillt und waren immer total glücklich über unser Festessen 😉

Die Adresse von dem Metzger hatten wir übrigens von Arno, einem Holländer. Er ist mit seiner Frau Janine und seiner weißen Schäferhündin Indra nach Indien unterwegs in einem großen Mercedes-LKW und steht schon seit einigen Monaten auf dem Platz, weil sein Schwiegervater zur Zeit sehr schwer erkrankt ist und seine Frau deshalb viel in Holland ist. Seine Webseite: http://www.nomadic-one.com

Er hat die unerfreuliche Zwangspause sinnvoll genutzt und eine komplette Adressenliste für die Stadt zusammengestellt: Auf http://www.islamabad-overland.com gibt es Infos über alles, was Überlandreisende hier interessiert.

Souvenirs from India

Zwischendurch tauchen auch noch Agnès und Michel mit ihrer vierjährigen Tochter Zoé auf. Die französische Familie ist mit einem klassischen Wohnmobil jetzt schon wieder auf dem Rückweg von Indien und sie haben auch ein paar „hübsche“ Souvenirs aus Indien mitgebracht: Der Wagen hat arg gelitten, etliche Dellen rundrum. Ihr Hauptproblem war es allerdings, dass der Aufbau seitlich etwas übersteht. Da sind sie einmal mit Schwung an einem Laster hängengeblieben und haben sich so die gesamte Seitenwand rausgerissen. Aber „no problem!“ – das kriegen die Werkstätten schon wieder hin. Von außen hat es schon etwas Frankensteinartiges mit den breiten Klebenähten aus Glasfasermatten, aber von innen sieht man nichts mehr.

Insgesamt finden wir es aber unglaublich, wie sie es mit diesem Auto so weit schaffen konnten. Sie haben in der Mitte allerhöchstens 10cm Bodenfreiheit, damit kommen sie eigentlich nicht einmal über die mittelschweren Bodenschwellen im Iran. Erstaunlich.

Laurent und Mouna haben auch ein paar kleine Souvenirs mitgebracht, aus dem Iran und aus Pakistan ist auch etwas dabei. Lohnt sich richtig, denn sie haben den Wagen erst vor einem Jahr nagelneu gekauft, da kommen die Dellen besser zur Geltung. Sie bestehen fest darauf, dass der indische Fahrstil noch deutlich schlimmer wäre als der iranische. Das glaube ich aber erst wenn ich es sehe, denn schlimmer als im Iran kann es eigentlich nicht mehr kommen – wir sind gespannt. Mal sehen wie es läuft, aber irgendwann werden wir uns dann wohl auch der nach ihrer Aussage ultimativ letzten Fahrprüfung stellen – einmal quer durch Dehli. Mal sehen, welche Souvenirs wir so mitbringen können.

Aufpasser

Das ganz Besondere an diesem Campingplatz ist neben seiner blanken Existenz auch noch die Sicherheitslage. Extra wegen der paar Touristen die dort vorbeikommen ist dort eine kleine Armeeeinheit stationiert und schiebt Wache. Knapp 10 Leute insgesamt, rund um die Uhr. Abends kommt dann immer einer von ihnen zum Tor und öffnet uns wenn wir aus der Stadt zurückkommen, die Kalaschnikow locker über den Rücken gehängt. Tagsüber beschäftigen sie sich mit Teetrinken, Brotbacken oder Volleyball spielen und grüßen immer sehr freundlich, wenn wir zum Klohäuschen gehen.

Es hat wohl vor einigen Jahren einmal einen Zwischenfall am Platz gegeben, seitdem ist diese Armeeeinheit dort und passt auf die Touris auf. Sehr seltsam.

Ich habe jetzt noch zwei weitere Text von diesem Kaliber in Petto, aber bis dahin müsst ihr noch etwas warten 😉

Schöne (hustende) Grüße auch von Maria!

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