Mittlerweile sind wir in Lahore angekommen. Wir planen, noch ein paar Tage hier in der Stadt zu bleiben bevor wir in der nächsten Woche nach Indien fahren. Bis dahin habe ich mir fest vorgenommen, euch mal wieder ein klein wenig zu berichten. Heute ist es ein recht langer Text geworden, ich teile ihn deshalb für die nächsten Tage auf.
Ich schicke diesen Text jetzt auch zum ersten Mal über die Newsletter-Funktion der Webseite. Ich habe mir erlaubt, euch alle als Abonnenten dort einzutragen. Für den (aber hoffentlich doch recht unwahrscheinlichen) Fall, dass ihr nichts mehr von mir hören wollt oder ihr im Gegenteil die Mails noch an eine andere Adresse bekommen möchtet, solltet ihr am Ende dieser Mail einen Link finden, wo ihr euch ab- oder ummelden könnt.
Ganz hier in der Nähe ist der einzige offene Grenzübergang nach Indien und in unseren Pässen haben wir seit ein paar Tagen ganz frische Indien-Visa: 6 Monate, multiple entry – jetzt können wir hier in der Gegend hin und herfahren wie wir gerade wollen.
Das Visum haben wir in Islamabad vollkommen problemlos bekommen, wir mussten nur eine Woche warten. Über diese Zwangspause waren wir aber überhaupt nicht böse, jetzt bin ich endlich einmal ordentlich zum Basteln gekommen. In Islamabad gibt es sogar einen richtigen Campingplatz, so richtig mit Waschhäuschen, Stellplätzen und sogar elektrischen Strom.
Wie immer gilt natürlich auch dieses Mal wieder: Kein Paradies ohne Schattenseiten. Dieses Mal war der Haken das fehlende warme Wasser. Tagsüber ist es in Islamabad im Moment immer so um die 20 Grad, aber nachts wird es rattenkalt. Vor neun Uhr morgens haben wir uns fast nie aus dem Auto getraut, um die Zeit war draußen noch alles weiß gefroren. Aber sobald die Sonne durch die Bäume kam wurde es schlagartig besser und das Eis auf unserer Waschschüssel ist ziemlich fix getaut.
Einem Inschenör ist ja schließlich nix zu schwör, also haben wir jetzt eine komplette heiße Dusche inklusive Duschkabine im Auto und waren trotz eiskaltem Leitungswasser immer top gepflegt und weitgehend geruchsneutral 😉 Jetzt wissen wir auch endlich, warum wir die ganze Zeit über die Wasserpumpe und den Brausekopf im (noch immer ungenutzten) Spülbecken mit uns herumgeschleppt haben. Alles was wir noch brauchten war ein kleiner Tauchsieder aus dem Bazar nebenan. Ein ganz edles Gerät, ist schließlich „MADE IN GERMANNY“ (Ja, genau so. Nicht ich habe mich hier vertippt). Zumindest das gefakte GS-Zeichen am zweipoligen Stecker ohne Schutzleiter haben sich die fleißigen Chinesen aber dann doch gespart. Wäre ja auch zuviel verlangt bei einem Preis von 50 Rs (0,65€), oder?
Verkabelung auf pakistanisch
Die meiste Zeit über waren wir auch die einzigen auf dem Platz, die Strom verwendet haben, dann ging es problemlos. Nur wenn jemand anderes parallel zu unserem Tauchsieder noch irgendetwas anderes wie z.B einen Kühlschrank eingeschaltet hat ist mit Sicherheit irgendwann die Sicherung rausgeflogen. Der gesamte Platz ist erst vor zwei Monaten komplett renoviert worden, leider haben sie aber offenbar die alten Kabel im Boden nicht ausgetauscht. Jedenfalls ist die große 60A-Sicherung (!!) rausgeflogen, sobald mehr als 5A gezapft wurden. Die restlichen 55A müssen also wohl durch die verrotteten Kabel irgendwo im Boden versickern. Immerhin mehr als 12000 Watt, die da einfach nutzlos als Bodenheizung verschwinden, rund um die Uhr, mehr als 8,5 Megawattstunden pro Monat. Nach deutschen Strompreisen irgendwo um die 1300€ pro Monat für nichts.
Gegenüber dieser gewaltigen Verschwendung fiel unsere nächste Aktion dann auch nicht mehr ins Gewicht. Nachts wurde es auch im Auto sehr kalt, irgendwo rund um die Null Grad. Also wieder ab auf den Bazar, einen Elektroofen kaufen und ihn auf 400W drosseln, schon ist es nachts im Auto angenehm temperiert und wir können morgens ganz entspannt abwarten, bis draußen die Sonne alles taut 😉
Andere Probleme waren aber sogar noch dringender als eine heiße Dusche: Irgendwann im Osten der Türkei hat unsere Hupe ihren letzten Schnaufer getan. Im Iran sind wir so noch gut durchgekommen, in Pakistan hat sie uns aber dann schon gefehlt. Und jeder, den wir bisher unterwegs getroffen haben, war der Meinung, ohne Hupe können wir nicht nach Indien fahren. Geht einfach nicht. Punkt. Blanke Reifen – kein Problem. Ohne Bremsen – nicht so schlimm. Schließlich wird eh‘ nicht gebremst und man hat ja eine Hupe um den Weg freizumachen. Aber wenn die nicht funktioniert, ist der Wagen einfach nicht fahrtüchtig.
Also ab auf den Autobazar und eine neue Hupe besorgen! Mit langweiligen StVO-konformen Dingen wie einzelnen Hupen mit gesetzlich genau festgelegter Maximallautstärke gibt sich aber niemand ab, Hupen werden grundsätzlich nur paarweise verkauft – man soll sie ja zwischen all den anderen Doppel-, Melodie- und Drucklufthupen noch hören können. Nach einem halbem Tag Bastelei ist es dann soweit: Wir sind wieder hörbar! Das Hauptproblem war übrigens die zusätzliche Verkabelung für das neue Huprelais, da der Originalschalter nicht für die Stromstärke einer extralauten Doppelhupe ausgelegt ist. Aber was tut man nicht alles dafür, sich an das Land anzupassen 😉 Zumindest technisch sind wir jetzt also allerbestens auf Indien vorbereitet!
Teileparadies
Im allgemeinen sind Ersatzteile hier übrigens unglaublich billig. Die beiden Hupen haben zusammen mit dem Relais und Montagematerial nur 275 Rs (weniger als 3,70€) gekostet; in Deutschland hätte ich für das 30A-Relais alleine mehr bezahlen müssen. Auch Originalteile sind günstig: Im Iran ist eines unserer Rücklichter bei einer Fährüberfahrt auf der Strecke geblieben, in Islamabad habe ich ein komplettes Originalteil von Landrover für weniger als 3€ bekommen – inklusive Glühbirne. Die alleine kostet an einer deutschen Tankstelle schon fast diesen Preis.