Der Plan
Geplant war bis Juni zu arbeiten um im Juli und August die Abfahrt am 31. August vorzubereiten: Auto durchtesten, Kleinigkeiten umbauen, Wohnung auflösen, alles in Ruhe. Am Wochenende vom 1. September auf halbem Weg nach Münster Zwischenstopp zum offiziellen Tourbeginn beim Globetrottertreffen in Wetzlar, dann vier Wochen Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, zwei Wochen Türkei, vier Wochen Iran und passend vor Ablauf des Pakistan-Visums rüber nach Pakistan. So bleiben noch gut fünf Wochen Zeit für Pakistan und den Weg runter nach Goa, zu Weihnachen hocken wir dann am Strand, alles ganz locker und gemütlich. So war die Theorie.
Die Praxis
Das Projekt in München hat sich immer weiter verzögert, mein letzter Arbeitstag war so am Ende der 22. August, neun Tage vor Ablauf unseres Mietvertrages. Am Auto noch nichts gemacht, Möbel noch an Ort und Stelle, keine einzige Kiste gepackt und noch nicht einmal ein Lagerraum gefunden.
Abfahrt, erster Versuch
Der Auszug war entsprechend hektisch, am 3. September waren wir dann aber doch endlich weg. Unterwegs noch fix ein paar frische Reifen kaufen beim Dieter (Reifen Pfaff – sehr nett der Mann, aber der Preis, den er am Ende kassiert hat, kann einfach nicht stimmen. Er muss sich verrechnet haben, so günstig kann das nicht alles gewesen sein! Nochmal vielen Dank!)
Der geplante kurze Werkstattbesuch bei Frank in Essen (Werkstatt Frank Cznotka, freier Landrover-Spezialist) wächst sich dann allerdings immer weiter aus. Aus den geplanten zwei Tagen für eine große Inspektion wird erst eine Woche, dann zeigt sich, dass der Motor einen Lagerschaden ausbrütet. Vielleicht hält er noch 50000km, vielleicht platzt er mir an der nächsten Ecke. Wir sind extra von unserem blauen TD auf den roten 300TDi umgestiegen, weil der Motor einen sehr guten Ruf hat, mit 110000km gilt er noch fast als neuwertig. So etwas ist Frank seit 20 Jahren noch nicht untergekommen – ein schwacher Trost, denn passende Austauschmotoren sind zur Zeit schwer zu beschaffen und sehr teuer. Am Ende wird ein komplett neuer von International in Brasilien bestellt, das Schiff wird allerdings erst Mitte Oktober in Rotterdam ankommen – das wars dann also mit dem September.
Wir sind sehr frustriert. Wochenlang ein enormer Stress um rechtzeitig wegzukommen, jetzt hat sich alles erledigt. Der Europateil der Fahrt macht im November keinen rechten Sinn mehr, die Türkei wird dann auch schon kalt sein und Weihnachten am Strand können wir vergessen, wir werden irgendwo in Pakistan sein. Das Pakistanvisum läuft auch zu früh aus, wir brauchen also ein neues (Nicht sooo einfach, der Papierkram ist sehr speziell). Das Carnet de Passage (Zollbürgschaft, eine Art Reisepass für das Auto, notwendig in vielen Staaten außerhalb Europas) bezieht sich auf die Motornummer, muss also auch neu. Der ganze Papierkram nochmal von vorn.
Immerhin kann ich noch liegengebliegenen deutschen Papierkram erledigen und meinen Rechner besser vorbereiten. Irgendwann sind wir völlig erledigt und verziehen uns für gut eine Woche nach Langeoog um einmal durchzuatmen und wieder etwas ruhiger zu werden.
Abfahrt, zweiter Versuch
Am 24. Oktober ist es soweit: Jetzt geht es aber wirklich los!
Recht unspektakulär, nach dem Abschied von den Eltern fahren wir einfach los, auf die A1 Richtung Westhofener Kreuz, vollkommen unexotisch. Trübes Regenwetter auf der A45, passend.
In Frankfurt wollen wir die neuen Visa für Pakistan direkt an der Botschaft abholen. Wir haben die Pässe letzte Woche hingeschickt, sie sollten schon längst fertig sein. Sind sie aber nicht, denn genau an diesem Wochenende ging der Ramadan zuende und die Botschaft bleibt aus diesem Anlass vier Tage geschlossen. Die überschüssige Zeit vertreiben wir uns beim Großeinkauf bei Hornbach am Frankfurter Nord-West-Kreuz und laden uns kurzfristig bei Claudia in Heidelberg ein. Vielen Dank nochmal an diese Super-WG, es war ein toller Abend mit euch!
Auf dem Weg zur Botschaft noch ein Abstecher nach Wiesbaden zu Günter Schabowskis Off-Road-Center. Jetzt haben wir endlich auch eine schicke Chubby-Box in der Mitte. Das Visum ist wirklich pünklich um 16 Uhr fertig (aber auch keine Minute vorher), jetzt kann es also wirklich endlich so richtig losgehen! Alles komplett, sogar der Tank ist voll!
Leider nicht nur der Tank, die Straßen sind es auch. Halb fünf, allerbester Frankfurter Feierabendverkehr. Auf der Autobahn einige Staus, bis abends um neun haben wir knapp 200km geschafft und in insgesamt etwas mehr als 50km Staus gestanden.
Wir sind genervt, übernachten auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte. Morgens weiter: Nix da. Die Kupplung ist tot, das Pedal tritt ins Leere. Erstaunlicherweise haben wir uns für unsere Rast genau die Ausfahrt bei Peters Offroad-Versand Nakatanenga ausgesucht, die Halle ist 200m weiter. Der Kupplungsnehmerzylinder ist ausgelaufen, eine häufige Nachwehe beim Motortausch – toll. Ein Ersatzteil ist bis zum Nachmittag beschafft, abends um halb sieben geht es weiter: Jetzt fahren wir aber endlich so richtig los! Ganz ernsthaft!