Guten Morgen!
Es ist mal wieder Zeit, die Bilder der letzten zwei Wochen wegzubrennen. Leider ist der CF-Reader schneckenlangsam, da kann ich die Zeit mal wieder für einen kurzen Lagebericht nutzen.
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- auf dem Weg zum Raketenfest
Frohes Neues!
Im Moment ist das Buddistische Neujahrsfest im Gange. Gestern war der letzte Tag des alten Jahres 2545, morgen beginnt dann das neue 2546. Heute ist ein Zwischentag, der irgendwie zu keinem Jahr gehört. Vor vier Jahren haben wir dieses Fest schon in Chiang Mai in Thailand erlebt und hatten eigentlich auch einen ähnlichen Ablauf erwartet. Aber, wie immer: Same, same, but different! Schon ähnlich, aber auch anders. Es wird hier eher wenig mit Wasser gespritzt, insgesamt ist auf den Straßen weit weniger los als in Thailand. Es ist alles einen ganzen Schlag traditioneller und buddistischer. Gestern nachmittag ist die gesamte Stadt auf eine Sandbank im Mekong gefahren. Offizieller Anlass des Bootsausfluges ist der Bau von Sandstupas und Spenden für die Klöster der Umgebung. Sandburgen wurden schon auch gebaut, die Hauptattraktion waren aber wohl eher die vielen Futterstände und das Wasser. Es wurde wieder reichlich rumgespritzt und zusätzlich noch mit einem weißen Pulver, Tapioka-Mehl, sowas ähnlichem wie unsere Kartoffelstärke, herumgesaut. Alle Leute waren jedenfalls ziemlich nass und weiß gepudert, dazu kam dann manchmal noch der Schlamm vom Ufer. Besonders lustig waren immer die „Begrüßungen“ der neuen Boote. Alle Leute noch sauber und trocken – das kann ja nun nicht angehen! Praktischerweise kommen entlang der langen Sandbank ständig neue Boote an, da gibt es für die Kinder immer genug zu tun.
Im Moment bereitet sich die Stadt auf die große Neujahrsprozession vor. Alles wird ziemlich bunt und laut hier und es sind sehr viele Menschen unterwegs, ich bin gespannt.
Nach dem Sturm
Von Muang Ngoi hatte ich bisher nur von der Trekkingtour erzählt, natürlich gab es noch viel mehr. Besonders eindrucksvoll waren dort zwei sehr heftige Gewitterstürme in zwei aufeinanderfolgenden Nächten. Der erste Sturm hat nur ein paar einzelne Dächer etwas beschädigt und Äste abgerissen, aber der zweite war wirklich heftig. Das Dorf sah am nächsten Morgen wesentlich anders aus als vorher, etliche Häuser waren teilweise stark beschädigt, niemand im Dorf hatte eine ruhige Nacht gehabt. (Bilder auf der Muang Ngoi-Seite) Das freistehende Schulgebäude hat es sehr schlimm erwischt, Dach und Wände waren weg, die Hauptkonstruktion ziemlich krumm. Am Ortsrand hat es auch auch ein paar Bungalows übel erwischt, die Leute darin mussten irgendwo anders unterkommen. Zusammengebrochen ist keiner, aber vertrauenerweckend sahen sie alle nicht mehr aus. In unserer Anlage hat es nur das Dach vom Haus der Familie und des Frühstücksbereichs erwischt, die Bungalows haben weitgehend gehalten, nur zwei Leute sind nass geworden. Und dass, obwohl die sehr hohen Bambusbüsche neben uns am nächsten morgen fast komplett gefällt waren. Eine Stange ist auf ein Haus gekippt, das Dach hat aber gehalten. Den Tag über waren jedenfalls alle im Ort mit Aufräumen und reparieren beschäftigt.
Höhlentour
Einen Tag waren wir auch in einer Höhle in der Gegend. Diese Höhle enthält auch einen unterirdischen Fluss, von dem es heißt, man könnte ihm bis zur anderen Seite des Berges folgen. Wir haben es probiert, haben aber in der (für uns) letzten Halle nirgendwo die Stelle finden können, wo das Wasser in den Raum hereinfliesst. Ich hatte meine Taschenlampe extra im wasserdichten Kameragehäuse tauchfest verpackt, aber selbst mit Unterwasserbeleuchtung war kein Loch in den Wänden zu finden. Wobei ich sowieso nicht in unbekannten Höhlen getaucht hätte. Allein der Weg zum zweiten Einstieg in den Fluss ist schon recht kompliziert, wir haben zu dritt bestimmt eineinhalb Stunden gebraucht, obwohl die Höhle recht bequem aus einer Reihe von riesigen Hallen (bis zu 30m hoch) besteht. Aber es ist gar nicht so einfach, nur mit einer kleinen Taschenlampe den richtigen Weg von Sackgassen zu unterscheiden.
Für den Rückweg hatten wir schlauerweise ein paar Kerzen aufgestellt, so dass wir nur noch dem Licht folgen mussten. Nachmittags bin ich dann nochmal mit anderen Leuten in die Höhle gegangen, um etwas weiter zu kommen, aber leider hatten wir keine Kerzen mehr und mussten den Rückweg suchen – gar nicht so leicht, in dieser Richtung gibt es mehr Sackgassen als auf dem Hinweg. Unsere Taschenlampen hatten leider mittlerweile alle ihren Geist aufgegeben, die zwei Sätze Ersatzbatterien wurden auch nach zwei Minuten schon wieder dunkel (Merke: Kaufe niemals vollkommen überlagerte Batterien, die seit Jahren in der prallen Sonne gelagert wurden ;-( Unser einziges Licht war am Ende noch eine einzige Kerze, das hat es nicht unbedingt erleichtert. Auf halbem Weg kamen uns dann andere Leute entgegen, da hatten wir wieder unser Orientierungslicht und waren auch schnell wieder unter der Sonne. Ein wirklich gutes Gefühl, nach knapp drei Stunden wieder die Sonne zu sehen!
Insgesamt waren wir uns einig: Vergesst die „Camel Adventure Trophy“ oder solchen Kinderkram, fahrt nach Laos! Hier tobt das wahre Leben.
SARS
Ihr scheint euch in Europa wirklich große Sorgen um diese Krankheit zu machen, ganz anders als die Leute hier. Hongkong und Singapur sind weit weg, paradoxerweise sogar weiter weg als von Europa. Die Leute hier reisen nicht, da breitet sich sowas kaum aus und niemand macht sich Sorgen. 150km sind hier eine Tagesreise, 1000km sind unvorstellbar weit weg. Letztens auf der Trekkingtour ist mir aufgefallen, wie wertlos meine Travellerschecks und Kreditkarten hier sind. Es waren eineinhalb Tagesreisen bis zum nächsten Telefon, um die Karte sperren zu können aber sogar zwei Tagesreisen bis zur nächsten Wechselstube, die vielleicht einen Reisescheck akzeptieren würde und zwei Tagesreisen zum nächsten Flugplatz, von wo aus man in einer Flugstunde zum nächsten Geldautomaten kommen könnte. Es gibt allerdings nur wenige Flüge pro Woche. Oder drei Tagesreisen auf dem Landweg.
Euch alles Gute, ich muss jetzt dringend raus und Neujahr mitfeiern!
Michael