Rumrotzen, Hitze in Vientienne

Liebe Leute,

so langsam verstehe ich, warum man hier den März und April die heiße Jahreszeit nennt. Wir sind gestern nachmittag hier in Vientienne, der Hauptstadt von Laos, angekommen und lernen gerade das Schwitzen komplett neu. In Vietnam war es nur im äußersten Süden ordentlich warm, danach sind wir oft auch mit Fleece-Jacke und langen Sachen herumgelaufen. Nördlich von Hoi An blockiert das Küstengebirge dann sogar die Nordwinde aus China und sorgt für eine sehr scharfe Trennline zu den Tropen im Süden. In Hue war das Wetter ganz wie ein durchschnittlicher Sommertag in Münster: Dunkle, graue Wolken, Sonne bestenfalls minutenweise. Meistens fisseliger Nieselregen, zwischendurch richtiger Niesel und immer mal wieder ein paar Stunden Landregen. Wir haben Leute getroffen, die aus Richtung Hanoi gekommen sind: Sie haben seit ihrer Ankunft vor 10 Tagen noch keine Sonne gesehen und ständig im Regen gefrohren.

Und nachdem wir das Grenzgebirge zwischen Vietnam und Laos überquert haben, hat sich die Situation komplett geändert. Blauer Himmel, gnadenlose Hitze, fast völlige Windstille. Und weit und breit kein Strand oder Wasserfall zum Abkühlen in Sicht *stöhn*. Die Hotelsuche hier war auch recht langwierig, weil die günstigen Hotels bis 10$ schon alle voll sind. Dann hatten wir endlich etwas für 13$ gefunden und unsere Sachen in den 4. Stock geschleppt, als sich zeigt, dass der Durchlauferhitzer an der Dusche kaputt ist: Es gab nur heisses Wasser, kalt war nicht zu bekommen. Toll, also weitersuchen. Im nächsten zumutbaren freien Zimmer gab es dann gerade überhaupt kein Wasser – spitze. Im dritten Anlauf bin ich dann endlich zu meiner kalten Dusche gekommen. *glücklich sei*

Tuk-Tuk auf laotisch

Vientienne hat den Ruf, ein verschlafenes und vollkommen uninteressantes Nest am Ende der Welt zu sein, Hauptdorf der Republik Laos. Aber wir sind glücklich: Ruhe. Wie in einem Kurpark, mit Blumenbeeten und tollen Cafes, die mit ihren Torten sogar in Deutschland beeindrucken könnten.

Die Laoten haben mit den Vietnamesen scheinbar wirklich gar nichts gemeinsam, wir fühlen uns hier wieder wie in Thailand. Selbst die Tuktuk-Fahrer sind hier nicht nervig, sondern fragen ihr „May I help you?“ tatsächlich aus der Absicht heraus, einem weiterhelfen zu wollen statt nur eine Fahrt aufzudrängen. Die (wenigen) Straßenverkäufer in den Restaurants gehen schon nach einem einfachen „No, thank you“ einfach weiter, es nicht notwendig, sie vier oder fünfmal abzulehen.

Die vietnamesischen Mitfahrer auf unserem 22-Stunden-Monstertrip waren wieder echte Prachtexemplare zum Abgewöhnen: Laut, respektlos, rücksichtslos und immer am rumrotzen. Diese Rumrotzerrei wird mit der Zeit übrigens wirklich nervig in Vietnam: Ständig wird die Nase mit voller Hingabe hochgezogen bis es im Rachen ankommt, hingebungsvoll in Form gebracht und dann, nach einem tiefen einatmen, mit voller Befriedigung und höchstmöglicher Lautstärke auf den Boden gespuckt. Egal wo, wenn es sein muss, auch in Gebäuden oder durchs Busfenster. Ich dachte, diese Macke gäbe es nur in China.

Die Laoten sind uns bislang vor allem dadurch aufgefallen, das genaue Gegenteil zu sein. Hier ist noch keiner Laut geworden, hier wird nicht gebrüllt, nicht rumgerotzt. Es wird sich ordentlich angestellt und nicht gedrängelt und geschubst.

Der Verkehr hier in der Stadt ist allerdings nervig: Zwar wesentlich dünner als in Vietnam und mit fast schon europäischer Disziplin was die Verkehrsregeln angeht, aber leider sind hier fast die Hälfte aller Fahrzeuge auf der Straße Autos, was sofort für Chaos sorgt. Dort, wo in Vietnam 20 Mopeds im Knäul um die richtige Richtung hupen und immer noch flüssig weiterkommen und Fußgänger problemlos mittendurch gehen können ohne angefahren zu werden, stehen hier zwei Autos auf der Kreuzung und alles ist blockiert.

Ich wollte euch heute eigentlich ein paar Bilder vom Strand in Doclet mitbringen, aber leider kann ich bis Samstag. keine Änderungen an der Webseite durchführen (sagt der Provider). Ich reiche es nach, versprochen!

Morgen verschwinden wir weiter nach Norden nach Viang Veng, dort soll es tolle Rafting- und Canoning-Touren geben. Ich freue mich schon auf die Abkühlung! Später, in Luang Nam Ta, wollten wir eigentlich ein paar Tage auf Trekking-Tour gehen, aber bei dieser Hitze überlegen wir uns das wohl besser noch etwas. Obwohl es dort oben auf 1500m Höhe wohl deutlich erträglicher sein sollte.

So langsam wird es Zeit, an das Abendessen zu denken. Es ist Abends zwar nicht kühler als tagsüber, aber wenigstens nicht mehr so sonnig. Es kann aber wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis man hier auch vom Mondlicht noch einen Sonnenbrand bekommt 😉

Also bis dann, Michael

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