Frauen können nicht fahren!

Hallo, da bin ich wieder!

Gestern abend habe ich ja schon ausführlich über unsere Fahrstunden geschrieben, heute will ich noch etwas von dem Rest loswerden.

Frauen können nicht fahren

Dieser Spruch ist wohl kein rein deutsches Phänomen. Nachdem ich abends beim Motorradverleih meine erste (und einzige) Fahrstunde absolvieren konnte, bevor man bereit war, uns die Maschine zu überlassen, wollte Maria natürlich auch noch probieren, mit dem Motorroller hatten wir uns ja auch immer abgewechselt. Das konnten die Mechaniker in der Werkstatt und der Verleihchef nun gar nicht verstehen, „Frauen fahren doch nicht Motorrad!“. Auf solche abwegigen Ideen können wohl auch nur Westler kommen… Maria bestand jedenfalls darauf, auch mal fahren zu wollen und der Chef ist dann unter dem Grinsen der versammelten Mechaniker aus der Werkstatt mit ihr in die gleiche Seitenstraße verschwunden, in der er mir vorher die Geheimnisse der Schaltung erklärt hat. Maria fand es dann allerdings gar nicht lustig, als später an der Kreuzung sofort um die acht Männer mit guten Ratschlägen um sie herum versammelt standen, als ihr der Motor beim Anfahren ausgegangen war und sie den Leerlauf nicht finden konnte. Unter Beobachtung hat jedenfalls garnichts mehr geklappt und alle fanden wiedereinmal bestätigt, dass Frauen eben einfach nicht fahren können…


Als sie es dann später in Kampot allein mit mir nochmal probiert hat, hat natürlich alles bestens geklappt und sie ist später dann den Weg zurückgefahren. In der Ruhe liegt die Kraft 🙂

Kambodschanische Markthygiene, 2. Teil

Zu den Zuständen auf manchen Märkten im Kambodscha hatte ich ja schon geschrieben, wir haben die Situation aber trotzdem weiter untersucht. Es scheint im Land zwei typische Arten zu geben, einen Markt zu strukturieren:

Typ A: Müllhaufen in der Mitte

a) abfallzentriert.

Die Mitte wird durch eine flache, meist wassergefüllte Grube gebildet, die Verkaufsstände sind um diesen Mittelpunkt herum angeordnet. Die Grube dient als Abfallhaufen für Reste jeder Art, seien es ausgepresste Zuckerrohre, leere Kokosnüsse, fauliger Fisch, verwesendes Fleisch oder gärendes Obst. Auch das Schmelzwasser aus den Kühltruhen und von den Fischauslagen landet dort und beugt so einem Austrocknen unter der Tropensonne vor. In Gruben dieser Art konnten wir schon eine große Anzahl verschiedener Lebensformen beobachten, die offensichtlich von den günstigen Brutbedingungen profitieren. Das wäre vielleicht mal ein Thema für einen Biologen? Schweinen und Rindern scheint es jedenfalls zu schmecken, den ganzen Insekten sowieso.

Das Resultat dieser Anordnung ist natürlich ein recht strenges Aroma, gegen das die Einheimischen aber immun zu sein scheinen.

Typ B: Glitschige Schlamm-Müll-Mischung

b) gangorientiert.

Es gibt gerade Gänge zwischen den Ständen, damit sich bequem einkaufen lässt. Da hinter dem Stand kein Platz bleibt weil sich dort schon die Nachbarreihe drängelt, werden die Abfälle eben in die Gänge geworfen, die vielen Besucher treten sie mit der Zeit schon platt.

Diese Anordnung hat den Nachteil, dass sich Säugetiere sehr gestört fühlen und daher keine Schweine mehr gemästet werden können und alles den Insekten aller Art überlassen bleibt. Außerdem wird es ziemlich rutschig auf den Wegen.

Die Möglichkeit c)

nämlich den Abfall einfach zu sammeln und irgendwo anders zu entsorgen, bildet leider die seltene Ausnahme. Auf solchen Märkten schmeckt es uns dann auch wieder. Insgesamt scheint es diese Märkte eher in mittelgroßen Städten zu geben, auf dem Dorf bevorzugt man Variante a), in den größeren Städten Variante b)

Abfalleimer

gibt es generell nicht in Kambodscha. Wir haben die Besitzer von Getränkeständen jedesmal in vollkommene Ratlosigkeit gestürzt, wenn wir ihnen die leeren (Plastik-) Wasserflaschen und die abgerissenen Verschlussstücke zurückgegeben haben. Sie hatten einfach keinerlei Vorstellung davon, was wir von ihnen wollten und was sie jetzt mit der leeren Flasche anfangen sollen.

Der übliche Weg der Abfallentsorgung besteht darin, ihn einfach fallen zu lassen. Das gilt auch für Garküchen und Restaurants, Servierten und Essensreste werden einfach unter den Tisch geschmissen.

Die Grenze

Am Donnerstag sind wir mit dem Bus von Phnom Penh nach Saigon gefahren. Auf vietnamesischer Seite der Grenze hat man sich sehr viel Mühe gegeben, den Neuankömmling von der Überlegenheit und Fortschrittlichkeit des sozialistischen Staates zu überzeugen. Das Grenzgebäude selbst ist hoffnungslos überdimensioniert, es hat die Größe der mittleren Flugzeughalle in Telgte, wärend auf kambodschanischer Seite drei kleine Steinhütten mit Palmdächern genügen (und eigentlich auch schon überdimensioniert sind). Der Grenzverkehr ist minimal, ausser uns haben wir niemanden gesehen.

Von der Grenzstation an gibt es dann eine nagelneue vierspurige Straße mit Mittelstreifen und Beleuchtung. Ich wollte schon anfangen, diese riesige, leere Aspaltfläche zu photographieren – es war für uns alle im Bus eine gewaltige Sensation, so viel so guten Asphalt auf einmal zu sehen. Erst in diesem Moment, als ich schon den Photoapperat in der Hand hatte, wurde mir langsam klar, wie gewaltig der Abstand zwischen Kambodscha und dem Rest der Welt ist. Erst seit gestern Nachmittag ist mir langsam klar geworden, was das nüchterne Wort „Entwicklungsland“ oder „3. Welt“ wirklich bedeutet.

In Thailand hatten wir die Woche vor Kambodscha schon in sehr einfachen Bambushütten verbracht, da war der Kontrast nicht so gewaltig. Aber die Ausreise war beeindruckend, vielleicht das Beeindruckendste an unserem ganzen Kambodschaaufendhalt insgesamt. Bislang kam mir Thailand immer sehr exotisch und etwas rückständig vor, mittlerweile sehe ich es schon eher als westliches Land an. Der Abstand Kambodscha-Thailand ist auf jeden Fall noch deutlich größer als der Abstand Thailand-Deutschland.

Ich hing am Busfenster und konnte die ganze Fahrt über nicht glauben, was ich dort gesehen habe. Grüne Reisfelder. So grün, dass es fast nicht echt sein kann. Asphalt. Glatt. Breit. Und kein Müll in den Straßen. Überall eine fast schon penetrante Sauberkeit. Ist Vietnam etwa die Schweiz SO-Asiens?

Wieso sind die Reisfelder in Vietnam grün, wärend nebenan in Kambodscha alles vor sich hin dörrt und auf den Beginn der Regenzeit in zwei Monaten wartet? Fehlt Bewässerung? So teuer sind Pumpen doch auch nicht. Und es gibt doch diese schönen windgetriebenen Wasserpumpen, die ihr alle schonmal in irgendwelchen Westernfilmen gesehen habt. Diese Pumpen sind supereinfach gebaut, wartungsfreundlich und brauchen keine teure Energiequelle. Aber vermutlich hat den Leuten dort einfach noch niemand eine solche Pumpe gezeigt und sie auf die Idee gebracht, sowas nachzubauen. Dieses Zeigen nennt man dann wohl Entwicklungshilfe.

Saigon

Saigon

heißt zwar offiziell Ho-Chi-Minh-City und wird gerne mit HCMC abgekürzt, nennen tut es aber jeder Saigon. Bislang gefällt uns die Stadt sehr gut, sie hat all das, was wir in Phnom Penh vermisst haben. Heute haben wir uns einen Ruhigen gemacht und den Tag in einem sehr schönen Stadtpark und im Freibad verbummelt. Hier kann man tatsächlich einfach einmal sitzen und nichts tun. In Phnom Penh gibt es keinerlei öffentliche Ruhezone, sobald man sich irgendwo hinsetzt, wir man sofort von einer Armee von Bettlern und Verkäufern genervt bis man aufgibt und weitergeht.

Die Mopedfahrer sind hier nur wenig aufdringlich, einfaches Kopfschütteln oder „No, thanks“ genügt, um sie loszuwerden. Es sind auch viel, viel weniger. Das Travellerviertel in der Stadt ist auch sehr sympatisch. Hier gibt es alles, was der Rucksacktourist so brauchen könnte und Internet ist hier billiger als in Deutschland zu Hause: Zwischen 12 und 25 Cent pro Stunde. Da kann ich auch lange Berichte schreiben 🙂

kopierte Kunst

Raubgepresste CDs aus China kosten hier etwa 30 bis 50 Cent pro Stück, incl. farbigen Cover. Für das Geld könnte ich zuhause den Kram nicht aus dem Netz saugen und selberbrennen.

Bilder aus dem Kamera wegbrennen ist hier supereinfach, Abzüge werden auch sehr schnell in Top-Qualität gemacht. Hier klappt bislang einfach alles völlig problemlos und sehr angenehm.

Gepäck

Natürlich haben wir wiedereinmal viel zu viel Gepäck dabei. Am liebsten würden wir alles Überflüssige nach Heidelberg schicken, aber der Versand ist fast teurer, als die überflüssigen Dinge Wert sind. Wegschmeißen bzw. verschenken wäre da wohl ökonomischer, das bringen wir aber nicht übers Herz, schließlich haben wir nur die schönsten Sachen eingepackt. Also werden wir wohl weiterhin mit übervollen Rucksäcken unterwegs sein.

Nahrung

Eben war es soweit: Wir sind Pizza-reif! 26 Tage lang haben wird der italienischen Versuchung widerstanden, heute abend hatte die Reis-Diät ein Ende. Immerhin schon gut eine Woche länger Pizzafrei als bei unserer letzten Tour vor drei Jahren 🙂

Getränke

Das Bier unterwegs ist übrigens überraschend gut. Das thailändische Shinga-Bier kannten wir ja schon. Aber auch das kambodschanische Angkor-Bier ist nicht nur trinkbar, sondern schmeckt wirklich. Im Gegensatz übrigens zum Anchor-Bier. Leider ist mir bis heute nicht klargeworden, wo genau in der Aussprache der Unterschied zwischen den Sorten liegt, wenn der Verkäufer mich mit treuem Blick fragt: „Anchor-Beer or Angkor-Beer, Sir?“. Eine Bestellung im Restaurant bliebt dabei leider bis zuletzt immer Glückssache.

Und auch hier in Vietnam gibt es eine gute Sorte, „Saigon“. Schmeckt lecker und hat nur 3,5%, da kann man ja gleich noch eins mehr trinken!

So, jetzt langt es aber mal fürs erste. Ich würde zwar noch gerne ein paar Bilder fertigmachen, aber das zieht sich dann wieder so lange…

Michael

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