Wirtschaft


Egon Tschol betrachtet die Entwicklung der Rohstoff- und Immobilienpreise in den USA vergleichend in US-Dollar und umgerechnet in Gold. Da der Goldpreis derzeit stark steigt, werden die Kurven deutlich verzerrt und – gemessen in Gold – bleibt von der derzeitigen Rohstoff- und Aktienhausse nichts mehr über, im Gegenteil, es ist eine Baisse im Gange.

Seine Argumentationen (besonders zur Entwicklung der Währungen) bestehen überwiegend aus haarsträubenden Zirkelschlüssen, aber die Charts sind recht interessant.

GoldSeiten.de – Charts ohne Inflationsbrille! von Egon Tschol

In das gleiche Horn stößt Volker Riemer in seinem Artikel Gold als Maß aller Dinge!. Er betrachtet zusätzlich auch die europäischen und asiatischen Märkte und kommt jedesmal zu den gleichen Resultaten.

Zwei Harvard(!)-Professoren haben eine Theorie vorgelegt, mit der sie das US-Defizit wegrechnen und erfreut feststellen, dass „die Weltwirtschaft erstaunlich gut ausbalanciert“ ist.

Sie gehen davon aus, dass Geld den USA nicht grundlos zur Verfügung gestellt wird. Und wenn jetzt das Ausland den USA Geld zahlt, dann nur deshalb, weil die USA andere Werte (wie z.B. Wissen oder Markenbekannheit) im Ausland „angelegt“ haben. Das Handelsdefizit besteht in ihrer Wirklichkeit also aus nichts weiter als – ihrer Meinung nach auch vollkommen gerechtfertigten – Rückzahlungen des Auslands für eben diese diffusen Werte.

An der Wallstreet ist man offenbar begeistert von dieser haarsträubenden Argumentation und hat jetzt endlich keinen Grund mehr zu Sorge vor einer bevorstehenden Wirtschaftskrise.

TP: „Dark Matter“ in den Finanzmärkten

In einem Interview auf FAZ.NET wird die Meinung vertreten, die langfristigen Zinsen werden auch für die nähere Zukunft weiterhin niedrig bleiben, da dies politsch so gewollt ist. So wird sich wohl auch hier noch eine Anlage- und Immobilienblase entwickeln können.

Die Notenbanken reagieren in der Regel zu spät. Analysen seit den siebziger Jahren zeigen, daß sie die Zinsen meist erst dann erhöht haben, als die Inflation schon aufkeimte.

Für das laufende Jahr ist damit zu rechnen, daß die Langfristzinsen – auch wenn die Notenbanken die Kurzfristzinsen etwas erhöhen – weiter fallen, ja sogar historische Zinstiefs sind nicht auszuschließen. Die Liquiditätsschwemme wird die Aktienmärkte weiter beflügeln, und auch die Rohstoffpreise bleiben im Aufwind.

Interview: „Liquiditätsschwemme beflügelt die Finanzmärkte“ – FAZ.NET

Erklärungen, wie einige wichtige Kennzahlen der US-amerikanischen Wirtschaft berechnet werden und welche Abweichungen von der Realität dabei entstehen.

Die wahre Inflationsrate liegt bei ca. 4..5%, die produzierende Wirtschaft schrumpft ungebremst seit dem Jahr 1999 mit einigen Prozent pro Jahr, die Arbeitslosenquote liegt real bei ca. 9% statt der offziellen 5%. Das einzige was tatsächlich kräftig zunimmt ist das Aussenhandelsdefizit und die Privatverschuldung. Durch billige Kredite wird ausreichend Geld zur Verfügung gestellt, um den Konsum weiter steigen zu lassen.

GoldSeiten.de – Amerikanische Schuldenblase von Dr. Kurt Richebächer

Im Moment werden in Amiland fast dreimal soviele Kredite aufgenommen wie zur Hochphase der New-Economy-Euphorie im Jahr 2000. Ersparnisse sind mittlerweile vollständig aufgebraucht, und trotzdem bleiben die langfristigen Zinsen niedrig – eine volkswirtschaftlich unmögliche Konstellation.

GoldSeiten.de – Liegt eine Rezession vor uns? von Dr. Kurt Richebächer

Puru Saxena hat in einem Artikel die Entwicklung der M3-Geldmengen einiger Länder für das Jahr 2005 zusammengestellt:

Australien + 9.8%
Großbritannien + 11.2%
Kanada + 9.8%
Dänemark + 16.3%
USA + 7.3%
Eurozone + 8.5%

M3 ist die gesamte umlaufende Geldmenge. Wenn die Menge an produzierten Gütern in einer Volkswirtschaft auch in ähnlichem Maße ansteigt ist das Verhältniss ausgeglichen und alles in Ordnung. Wenn die Produktivität aber nicht oder nur sehr wenig ansteigt, bedeutet dies, dass mehr Geld den gleichen Gütern gegenübersteht – das Geld ist also weniger Wert – die ursprüngliche Definition von Inflation.

Zur Zeit entwickeln sich alle Anlageklassen sehr gut – Aktien, Schatzbriefe, Immobilien, Rohstoffe.
Eine sehr ungewöhnliche Konstellation, die finanztheoretisch gar nicht möglich sein sollte – solange der Markt in Ordnung ist. Er in einer inflationsonären Phase, wenn einfach zu viel Geld im Umlauf ist und ziellos nach eine Anlagechance sucht, kann eine solche Entwicklung entstehen – genau hier sind wir gerade.

In seinem Text stellt er kurz die Szenarien vor, die in der Vergangenheit zu einigen wichtigen Inflationen geführt haben (Frankreich 1720, Deutschland 1923, Südamerika in den 80er und 90ern)

Dec 06, 2005 Red Alert – Monetary Flood! Puru Saxena 321gold . . . Inc

SAP startet einen neuen Anlauf zur Einführung von Softwarepatenten in der EU. Der SAP-Sprecher Günther Schmalz meint hierzu mit Bezug die Patentgegner, besonders aus dem Open-Source-Lager: „Diejenigen, die Innovationen vorantreiben, brauchen Patente, wer keine braucht, ahmt nur nach„. SAP hat sich in weniger als 40 Jahren von einer 5-Mann-Klitsche zum Weltkonzern und Quasi-Monopolisten im Bereicht der Unternehmenssoftware hochgearbeitet – ganz ohne Softwarepatente. Also alles nur nachgeahmt? Oh man, ich kann diese hohlen Marketing-Sprüche alle nicht mehr hören.

Microsoft ist natürlich auch wieder mit dabei und freut sich über die Aussagen von EU-Binnenmarkt-Kommissar Charlie McCreevy, der den neuen Anlauf in Schwung bringen soll.

Also: „The same procedure as last year, Miss Sophie„. Hoffen wir, dass uns das „The same procedure as every year, James“ in diesem Zusammenhang irgendwann einmal erspart bleiben möge.

heise online – Industrie stimmt sich auf neuen Kampf für Softwarepatente ein

„Nationalstaaten finanzieren sich durch Steuerzahlungen ihrer eigenen Bürger.
Reiche bzw. Imperien finanzieren sich durch Steuerzahlungen anderer Nationalstaaten, oft dann Tributzahlungen genannt.“

Ausgehend von dieser Definition beschreibt Krassimir Petrov die Zusammenhänge zwischen dem Aufbau der amerikanischen Volkswirtschaft, der Rolle des US-Dollars als Weltleitwährung und der US-amerikanischen Militärpolitik nach dem 2. Weltkrieg.

Durch das Handelsdefizit der USA leihen sie sich faktisch große Mengen Geld von Ausland, lassen eine moderate Inflation im Lande einige Zeit wirken und zahlen die Schulden dann später zurück – formal gut verzinst, faktisch, auf die reale Kaufkraft bezogen, aber nur noch von reduzierten Wert, da konsequent auf die Aufrechterhaltung eines leichten Gefälles zwischen der Inflationsrate und der Produktivitätentwicklung geachtet wird. Diese Differenz wirkt faktisch als eine Art von Besteuererung auf den Rest der Welt.

In ihrem Bestreben, die politische und wirtschaftliche Entwickung der Welt zu domieren treiben die USA auf diese Weise „Tributzahlungen“ erstmals auf indirektem Wege, über eine Inflation des US-Dollar, ein. Möglich wurde dieser elegante finanzpolitische Kunstgriff durch den Aufbau des Dollar als weltweit anerkannte Leitwährung und die spätere schrittweise Auflösung der Goldbindung.

Der Artikel beschreibt diese Zusammhänge genauer und zeigt, dass eine Umstellung des weltweiten Ölhandels auf Euro-Basis schon mittelfristig zwangsläufig zum ökonomischen Kollaps der US-amerikanischen Wirtschaft führen muss und die USA dadurch auch politisch ihre Führungsrolle verlieren werden, die Zeit des amerikanischen Imperiums zuende sein wird.

Die geplante Einführung einer iranischen Ölbörse auf Euro-basis im März ist ein erster Schritt in diese Richtung und wird nach Petrovs Meinung sehr gut angenommen werden. Dadurch bildet sie den Anfang von zwangsläufigen Ende der US-amerikanischen Dominanz. Die FED wird nur noch die Wahl zwischen einer schweren Deflation mit tiefer Depression oder einer provozierten Hyperinflation haben – Ben Bernake wird sich nach seinem Amtsantritt im März sicher für die Inflation entscheiden.

Mittlerweile gibt es auch eine deutsche Übersetzung des Aufsatzes.

The Proposed Iranian Oil Bourse, auch erschienen auf Energy Bulletin
und bei informationclearinghouse

Dieser Artikel hat offenbar ziemlichen Staub aufgewirbelt, es gibt eine ganze Reihe von Antwort-Artikeln, z.B. dieser auf Energy Bulletin (enthält auch weitere Links). Die Antworten laufen alle auf das Gleiche hinaus: Ob Dollar oder Euro spielt doch gar keine Rolle. Wer heute Öl in Euro zahlen möchte kann das tun – er muss nur vorher den passenden Betrag in Dollar umtauschen.

Aber genau diese Tatsache ist es, um die es Petrov geht: Bislang ist jeder gezwungen Dollar zu kaufen, wenn er Öl haben möchte. Das sorgt für eine zuverlässige Nachfrage nach Dollars und hält den Kurs relativ stabil. Wenn jetzt aber plötzlich die Nachfrage nach Dollar sehr stark zurückgeht – was passiert dann mit dem Kurs? Abwärts natürlich.

Noch mehr gute Nachrichten aus Frankreich. Sah es kurz vor Weihnachten noch tiefschwarz für die Zukunft jeglicher nicht durch die Unterhaltunsindustrie genehmigter Hard- und Software aus, geht die derzeite Tendenz genau entgegengesetzt in die richtige Richtung. Privatkopien legal erworbener Vorlagen sollen generell legal sein, DRM, das genau dieses verhindern soll, nicht zulässig. Mal sehen, welche Beschlüsse am Ende wirklich gefasst werden. In Südkorea wurde übrigens ein solches Gesetz, das private Kopien weitgehend legalisiert, gerade am Montag verabschiedet.

Kopierschutz und Copyrights: Es geht auch ohne – Netzwelt – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten
heise online – Französischer Innenminister will Privatkopie stärken

Bernd Neumann, CDU-Politker und Beauftragter für Kultur und Medien der Bundesregierung, ist gegen eine Diskutierte Bagatellklausel im Urheberrecht und ist dafür, als nicht-gewerbliches Kopieren zu kriminalisieren und bis zu drei Jahren Haft möglich zu machen, selbst Zypries‘ Kurs geht ihm nicht weit genug. Ausserdem will er einen Auskunftsanspruch der Unterhaltungsindustrie gegen Internetprovider durchsetzen lassen.

heise online – Kulturstaatsminister gegen P2P-Bagatellklausel im Urheberrecht

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