„Nationalstaaten finanzieren sich durch Steuerzahlungen ihrer eigenen Bürger.
Reiche bzw. Imperien finanzieren sich durch Steuerzahlungen anderer Nationalstaaten, oft dann Tributzahlungen genannt.“

Ausgehend von dieser Definition beschreibt Krassimir Petrov die Zusammenhänge zwischen dem Aufbau der amerikanischen Volkswirtschaft, der Rolle des US-Dollars als Weltleitwährung und der US-amerikanischen Militärpolitik nach dem 2. Weltkrieg.

Durch das Handelsdefizit der USA leihen sie sich faktisch große Mengen Geld von Ausland, lassen eine moderate Inflation im Lande einige Zeit wirken und zahlen die Schulden dann später zurück – formal gut verzinst, faktisch, auf die reale Kaufkraft bezogen, aber nur noch von reduzierten Wert, da konsequent auf die Aufrechterhaltung eines leichten Gefälles zwischen der Inflationsrate und der Produktivitätentwicklung geachtet wird. Diese Differenz wirkt faktisch als eine Art von Besteuererung auf den Rest der Welt.

In ihrem Bestreben, die politische und wirtschaftliche Entwickung der Welt zu domieren treiben die USA auf diese Weise „Tributzahlungen“ erstmals auf indirektem Wege, über eine Inflation des US-Dollar, ein. Möglich wurde dieser elegante finanzpolitische Kunstgriff durch den Aufbau des Dollar als weltweit anerkannte Leitwährung und die spätere schrittweise Auflösung der Goldbindung.

Der Artikel beschreibt diese Zusammhänge genauer und zeigt, dass eine Umstellung des weltweiten Ölhandels auf Euro-Basis schon mittelfristig zwangsläufig zum ökonomischen Kollaps der US-amerikanischen Wirtschaft führen muss und die USA dadurch auch politisch ihre Führungsrolle verlieren werden, die Zeit des amerikanischen Imperiums zuende sein wird.

Die geplante Einführung einer iranischen Ölbörse auf Euro-basis im März ist ein erster Schritt in diese Richtung und wird nach Petrovs Meinung sehr gut angenommen werden. Dadurch bildet sie den Anfang von zwangsläufigen Ende der US-amerikanischen Dominanz. Die FED wird nur noch die Wahl zwischen einer schweren Deflation mit tiefer Depression oder einer provozierten Hyperinflation haben – Ben Bernake wird sich nach seinem Amtsantritt im März sicher für die Inflation entscheiden.

Mittlerweile gibt es auch eine deutsche Übersetzung des Aufsatzes.

The Proposed Iranian Oil Bourse, auch erschienen auf Energy Bulletin
und bei informationclearinghouse

Dieser Artikel hat offenbar ziemlichen Staub aufgewirbelt, es gibt eine ganze Reihe von Antwort-Artikeln, z.B. dieser auf Energy Bulletin (enthält auch weitere Links). Die Antworten laufen alle auf das Gleiche hinaus: Ob Dollar oder Euro spielt doch gar keine Rolle. Wer heute Öl in Euro zahlen möchte kann das tun – er muss nur vorher den passenden Betrag in Dollar umtauschen.

Aber genau diese Tatsache ist es, um die es Petrov geht: Bislang ist jeder gezwungen Dollar zu kaufen, wenn er Öl haben möchte. Das sorgt für eine zuverlässige Nachfrage nach Dollars und hält den Kurs relativ stabil. Wenn jetzt aber plötzlich die Nachfrage nach Dollar sehr stark zurückgeht – was passiert dann mit dem Kurs? Abwärts natürlich.