Iran


Ein äusserst lesenswerter Artikel zu den wahrscheinlichen Folgen eines US-amerikanischen Angriffs auf den Iran.

Ein Angriff würde es der Regierung um Ahmadinedschad erlauben, sich als Märtyrer im Kampf gegen die Kreuzzügler darzustellen und ihrer Position sowohl im innereren als auch gegenüber dem islamischen Ausland sehr stark verbessern.

Immenpolitisch steht die iranische Regierung nicht gut da, sie hat keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung. Lediglich die als willkührlich empfundende Weigerung der USA, dem Land sein Recht auf Nutzung der Atomkraft zuzugestehen, eint Regierung und Volk.

Leider ist der Artikel online nur für Abonenten der Süddeutschen zugänglich. In der Printausgabe ist er am Montag, den 24.04.2006 auf der Seite 11 im Feuilleton erschienen.

Am Tage danach – Feuilleton – sueddeutsche.de (nur für Abonenten zugänglich)

Der BND-Chef Uhrlau hielt einen Vortrag vor Bundestagsabgeordneten, in dem er Erkenntnisse des BND über den Stand eines potentiellen Iranischen Atomprogramms vorstellte. Er scheint die Abgeordneten sehr beeindruckt zu haben, „Uns wurden die Augen geöffnet, dass die Planungen am Bau einer Atom-Bombe sehr viel weiter fortgeschritten sind, als wir bisher wussten„, sagte einer der Außenpolitiker, der an der Sitzung teilgenommen hatte.

Er stützte dir These, der Iran könnte tatsächlich relativ kurz vor einer eigenen Atombombe stehen, rät aber zu weiteren Verhandlungen.

Wir werden sehen, ob da etwas dran ist oder ob diese Bombenpläne direkt neben den irakischen Massenvernichtungswaffen gelagert werden.

Irans Atomprogramm: Versteckspiel mit den Kontrolleuren – Politik – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

Um Möglichen europäischen Sanktionen vorzubeugen, hat der Iran Auslandskonten mit insgesamt ca. 8 Mrd. US$ in Europa aufgelöst und nach Asien verlagert. Man scheint sich dort auf eine Eskalation der Lage vorzubereiten – gar nicht gut.

Atomstreit: Iran will acht Milliarden Dollar aus Europa abziehen – Politik – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

In einem weiteren Artikel ist allerdings auch schon davon die Rede, dass der Iran zu Gesprächen über eine Urananreicherung in Russland bereit ist. Es besteht also Hoffnung, dass alles nur Gepolter ist, um die eigene Verhandlungsposition ein wenig zu unterstützen.

„Nationalstaaten finanzieren sich durch Steuerzahlungen ihrer eigenen Bürger.
Reiche bzw. Imperien finanzieren sich durch Steuerzahlungen anderer Nationalstaaten, oft dann Tributzahlungen genannt.“

Ausgehend von dieser Definition beschreibt Krassimir Petrov die Zusammenhänge zwischen dem Aufbau der amerikanischen Volkswirtschaft, der Rolle des US-Dollars als Weltleitwährung und der US-amerikanischen Militärpolitik nach dem 2. Weltkrieg.

Durch das Handelsdefizit der USA leihen sie sich faktisch große Mengen Geld von Ausland, lassen eine moderate Inflation im Lande einige Zeit wirken und zahlen die Schulden dann später zurück – formal gut verzinst, faktisch, auf die reale Kaufkraft bezogen, aber nur noch von reduzierten Wert, da konsequent auf die Aufrechterhaltung eines leichten Gefälles zwischen der Inflationsrate und der Produktivitätentwicklung geachtet wird. Diese Differenz wirkt faktisch als eine Art von Besteuererung auf den Rest der Welt.

In ihrem Bestreben, die politische und wirtschaftliche Entwickung der Welt zu domieren treiben die USA auf diese Weise „Tributzahlungen“ erstmals auf indirektem Wege, über eine Inflation des US-Dollar, ein. Möglich wurde dieser elegante finanzpolitische Kunstgriff durch den Aufbau des Dollar als weltweit anerkannte Leitwährung und die spätere schrittweise Auflösung der Goldbindung.

Der Artikel beschreibt diese Zusammhänge genauer und zeigt, dass eine Umstellung des weltweiten Ölhandels auf Euro-Basis schon mittelfristig zwangsläufig zum ökonomischen Kollaps der US-amerikanischen Wirtschaft führen muss und die USA dadurch auch politisch ihre Führungsrolle verlieren werden, die Zeit des amerikanischen Imperiums zuende sein wird.

Die geplante Einführung einer iranischen Ölbörse auf Euro-basis im März ist ein erster Schritt in diese Richtung und wird nach Petrovs Meinung sehr gut angenommen werden. Dadurch bildet sie den Anfang von zwangsläufigen Ende der US-amerikanischen Dominanz. Die FED wird nur noch die Wahl zwischen einer schweren Deflation mit tiefer Depression oder einer provozierten Hyperinflation haben – Ben Bernake wird sich nach seinem Amtsantritt im März sicher für die Inflation entscheiden.

Mittlerweile gibt es auch eine deutsche Übersetzung des Aufsatzes.

The Proposed Iranian Oil Bourse, auch erschienen auf Energy Bulletin
und bei informationclearinghouse

Dieser Artikel hat offenbar ziemlichen Staub aufgewirbelt, es gibt eine ganze Reihe von Antwort-Artikeln, z.B. dieser auf Energy Bulletin (enthält auch weitere Links). Die Antworten laufen alle auf das Gleiche hinaus: Ob Dollar oder Euro spielt doch gar keine Rolle. Wer heute Öl in Euro zahlen möchte kann das tun – er muss nur vorher den passenden Betrag in Dollar umtauschen.

Aber genau diese Tatsache ist es, um die es Petrov geht: Bislang ist jeder gezwungen Dollar zu kaufen, wenn er Öl haben möchte. Das sorgt für eine zuverlässige Nachfrage nach Dollars und hält den Kurs relativ stabil. Wenn jetzt aber plötzlich die Nachfrage nach Dollar sehr stark zurückgeht – was passiert dann mit dem Kurs? Abwärts natürlich.

Georg Meggle ist sich in seinem Artikel Bomben auf den Iran? auf Telepolis sicher, dass es in sehr naher Zukunft zu einem Angriff der Amis auf den Iran kommen muss. Die Frage ist nur noch, wann. Es fehlt noch ein wenig mentale Vorbereitung der Bevölkerung durch die Medien bevor es losgehen kann.

In einem Kommentar zu diesem Artikel entwickelt im TP-Forum jemand unter dem Pseudonym observer3 eine Theorie, wie diese Medien-Geschichte aufgebaut sein könnte. Ein Terroranschlag wäre seiner Meinung nach ideal zu diesem Zweck, die Bevölkerung würde auch ohne jeden Beweis sofort böse Islamisten als Täter akzeptieren und eine Verbindung in den Iran lässt sich sicher auch sehr leicht konstruieren.

Ein Anschlag in den USA wäre im Moment aber nicht so glaubwürdig, wirksamer wäre z.B. die Fußball-WM als Kulisse. Gut in dieses Bild passt, das gerade im Moment in den Medien eine Verbindung von Deutschland zum Irak-Krieg und vom BND zum Mossad entwickelt wird – da lässt sich prima ein Grund für einen Anschlag draus konstruieren. Sehr interessante Theorie.

Zur Zeit halten sich die Amis jedenfalls auffällig im Hintergrund und lassen die Europäer in aller Ruhe mit ihrer erklärten Verhandlungstaktik im Iran öffentlich scheitern. So kann wenigstens dieses Mal niemand behaupten, sie wären wieder als Cowboys nach dem Motto „Er schiessen, dann fragen“ vorgestürmt. Auch die europäischen Regierungen stecken so schon im Konflikt drin und können glaubwürdig behaupten, sie hätten ja alles versucht, ein Krieg ist eben einfach nicht mehr zu umgehen. So vermeidet man einen erneuten Image-schädlichen Alleingang der Amis. Ok, klingt schon alles ein wenig nach Verschwörungstheorien, ist vielleicht nicht alles von vornherein so geplant, aber hinterher lässt es sich auf jeden Fall gut so nutzen.

Nach Meinung von Georg Meggle wird der Krieg dieses Mal ein reiner Luftkrieg werden und bleiben, es werden „nur“ ein paar Atomanlagen angegriffen werden. An sich schlüssig, allerdings denke ich kaum, dass es tatsächlich bei einem Luftkrieg bleiben kann. Ähnlich wie im Irak wird es einen Einmarsch geben müssen und wieder wird die Gegend dadurch in pures Chaos gestürzt werden und Amiland wird sich nicht als der strahlende Sieger darstellen können.

Leider geht der Artikel kaum auf die Pläne der irakischen Ölbörse ab März ein. Die werden den Verlauf der Dinge sicher auch beeinflussen.

Zu Meggles Artikel gibt es im Forum viele interessante Meinungen. Mir sind diese besonders positiv aufgefallen:

Fool_on_the_Hill: Gedanken zu Meggles Gedanken
VoltaireJunior: Ein paar Gedanken über Strategie und Taktik es Iran
Fool_on_the_Hill: eine gute Analyse mit Lücken